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Robert Schumann (2)

Robert Schumann und Familie Wieck

Mit Feuereifer machte sich Robert Schumann nun an sein Musikstudium, wurde als Untermieter in der Wieckschen Wohnung ganz in die Familie Wieck aufgenommen und schnell der geliebte Freund der drei Kinder Clara, Alwin und Gustav, erlebte aber nun auch die Willkürherrschaft des Vaters Friedrich Wieck.

Die Mutter der drei Kinder hatte – Clara war 5 Jahre alt – bereits das Weite gesucht, mußte aber zu ihrem Schmerz ihre Kinder beim geschiedenen Ehemann zurücklassen, zu dessen Besitz die Unmündigen nach damaligem Recht gehörten.

Wieck hatte 4 Jahre später – solange lebten die Kinder ohne Mutter – eine zweite Frau gefunden, Clementine Fechner, die sich auf eine Ehe mit ihm einließ und es viele Jahre mit ihm aushielt. Mit ihr bekam er nochmals drei Kinder, von denen die beiden jüngsten früh starben. Nur die älteste, Marie, wuchs heran und zeigte wie ihre Halbschwester Clara hohe musikalische Begabung.

Robert erlebte nun, wie Wieck

das Wunderkind Clara

sorgfältigst auf eine Klaviervirtuosen-Laufbahn vorbereitet hatte und weiter daraufhin erzog, während er die beiden Knaben vernachlässigte und gröblichst mißhandelte. Robert sah schlimme Szenen, die er in seinem Tagebuch am 21. August 1831 wiedergibt und die Frage anschließt:

Bin ich unter Menschen?

In den ersten Monaten seines Unterrichtes bei Wieck übte Robert ebenso wie die 11- bis 12-jährige Clara fleißig Klavier, Sie zur Vorbereitung ihrer Konzerte als Virtuosin, Er, um Claras Können ebenfalls zu erreichen. Dabei mußte er damit fertigwerden, daß Clara alles in den Schoß zu fallen schien, was ihn harte Arbeit kostete. Das wurde ihm von Wieck auch unter die Nase gerieben:

Des Morgens ging Alles miserabel – ganz miserablinski – Nachmittag bei Wieck – sehr teilnehmend gegen mich – ich würfe die Herzischen Variationen wie einen Hund hin – bei Clären kommt es von innen heraus,

vermerkt er in seinem Tagebuch. Schon begannen die periodisch einsetzenden Verstimmungen, sich bemerkbar zu machen, die ihn das folgende Leben begleiten sollten. Hypochondrisch fürchtete er alle möglichen Gebrechen und auch, von der Cholera angesteckt zu werden, die seinerzeit in Europa grassierte.

Zudem hatten die Schmerzen in einem Finger der rechten Hand zugenommen. Der Finger wurde schließlich unregierbar. 10 Jahre später konnte Schumann mit der rechten Hand nichts mehr festhalten. Hing das mit seiner Krankheit zusammen – die Schwäche war bereits in der Heidelberger Zeit aufgetreten – oder mit seinen gewaltsamen Fingerübungen am Klavier? Diese Frage ist nicht geklärt. Jedenfalls konnte Robert Schumann seine Pianisten-Laufbahn vergessen.

Nun wünschte er beruflich nichts weiter, als in der „stillen Kunst“ des Komponierens fortzuschreiten. Er hatte bereits einige Werke geschaffen: neben den Abegg-Variationen, den Papillons op.2, der Toccata op. 7 das Klavierkonzert F-Dur. Sein sinfonisches Erstlingswerk g-moll führte er 1832 in einem Konzert Claras im Zwickauer Gewandhaus auf, wurde heftig kritisiert, versuchte, es umzuarbeiten, und gab die Arbeit daran schließlich auf.

Die 13-jährige Clara war im Gewandhaus stürmisch gefeiert worden, auch von Roberts Familie. Clara hat nie vergessen, wie sie danach in der Wohnung mit Roberts Mutter am Fenster stand und sie Robert unten auf der Straße vorbeigehen sahen. Da habe Frau Schumann sie an sich gezogen und gesagt:

Du mußt einmal meinen Robert heiraten!

Entfremdung

Zwischen Robert und ihrem Vater hatte indessen die Entfremdung zugenommen durch Schumanns Wunsch, bei Hummel in Weimar weiterzustudieren. Das hatte Wiecks Selbstwertgefühl getroffen. Weimar zerschlug sich, und Robert nahm Unterricht in Kontrapunkt und Generalbaß bei Heinrich Dorn, dem Direktor der Leipziger Oper. Bei Dorn ging’s noch strenger zu als bei Wieck:

Mit Dorn werd’ ich nie näher zusammenkommen; er hat kein Gefühl und obendrein den Ostpreußenton.

Dennoch brachte ihn Dorn voran. Der äußerte sich später lobend über Roberts Arbeitseifer. Robert habe stets mehr kontrapunktische Beispiele erbracht, als ihm aufgegeben war. Diese zu seiner Zeit ungewöhnlich gründlichen kontrapunktischen Studien brachten Schumann zu eingehender Kenntnis der Werke des weithin in Vergessenheit geratenen Johann Sebastian Bach, dessen Bedeutung er – wie Mendelssohn – erkannte.

Hierdurch fand Schumanns Neigung zu ungeordneter Lebensweise ein Gegengewicht, das er in seinen folgenden Jahren weiter kultivieren sollte. Davon zeugen seine Haushalts- und Tagebücher, seine geregelten Kompositions-Tages und -jahreszeiten, vor allem aber seine Kompositionszyklen: Schumann widmete später einzelnen Jahren jeweils das Schaffen von Werken einer bestimmten Gattung. So war 1840 das „Liederjahr“, 1841 das „sinfonische Jahr“, 1842 das „kammermusikalische Jahr“, 1843 das „Oratorienjahr“.

Keimende Liebe

1833 indes ist das Jahr, in dem Schumann in einem Werk seine Zuneigung zur nunmehr 14-jährigen Clara Wieck erstmals zu erkennen gibt, im Impromptu op. 5, dem die von Clara komponierte, ihm gewidmete Romanze Nr. 3 zu Grunde liegt.

1834 jedoch kam eine neue Schülerin und Pensionärin ins Wiecksche Haus: Ernestine von Fricken, eine Freundin Claras. Friedrich Wieck, dem die immer herzlichere Zuneigung seiner Tochter zu Robert Schumann nicht entgangen war, schickte Clara nach Dresden. Dort sollte sie Englisch, Französisch, Musiktheorie, Instrumentation und Gesang studieren, was sie ebenso gut in Leipzig hätte tun können. Die Absicht war klar: Wieck wollte Clara von Robert entfernen, den er als Ehemann für Clara ablehnte.

Nun plagte Robert einmal wieder eine seiner Verstimmungen, die in der Angst gipfelte, „den Verstand zu verlieren“. Ein Arzt riet ihm, so schnell wie möglich zu heiraten. Und wie gerufen war die 18-jährige bildhübsche, wenn auch geistig mittelmäßige Ernestine ins Haus gekommen. Zwischen beiden bahnte sich eine engere Beziehung an, die aber nach kurzer Zeit wieder abkühlte. An Claras 16. Geburtstag spätestens wurde Robert klar, wen er wirklich liebte: Clara, der er sich nun erklärte. In sein Tagebuch schrieb er über diese Ereignisse:

Klara’s Geburtstag am 13. September … Klara’s Augen u. ihre Liebe … Der erste Kuß im November … Dann ihre Reise nach Zwickau Ende November – Mein Nachkommen – Vereinigung – … Mit Ernestine gebrochen … Klara’s Rückkunft nach Leipzig – … Schöne Stunden in ihren Armen des Abends in Wieks Hause – Der Weihnachtsabend 1835 – Der Neujahrstag 1836 – Bruch mit Wiek – Völlige Trennung von Ernestinen –

„Bruch mit Wiek“

– trotzdem sollte noch eine bittere Leidenszeit kommen, in der Wieck alles daran setzte, Robert und Clara das Leben schwer zu machen, wobei er nicht davor zurückschreckte, seine eigene Tochter in der Öffentlichkeit in übelster Weise zu verleumden.

Die Kunde von dem bösen Vater der berühmten jungen Pianistin ging um den Erdball.

… er stößt einem das Messer mit dem Griff ins Herz.[7]

Fortsetzung folgt.

__________________________________________

[7] Robert Schumann zit. bei Höcker, a. a. O., S. 41

Schrifttum siehe Teil 1

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