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politikglobal.blogspot.com

gibt das gesamte Interview zwischen ARD-Chef Roth und Präsident Putin wieder, und zwar mitsamt den vom Sender gestrichenen Teilen. politikglobal.blogspot.com hat sie rot gekennzeichnet. Hier ein Auszug:

Roth: Wo stehen wir? Ist es nur eine Eiszeit, ist es schon ein kalter Krieg, hat das Wettrüsten schon begonnen oder schließen sie alles aus?
Putin: Russland strebt keinerlei Verschiebungen an, keinerlei Spannungen. Obwohl auch das sein kann. Wir wollen gutnachbarschaftliche, partnerschaftliche Beziehungen unterhalten. Wenn Sie erlauben, dann sage ich, was ich darüber denke. Es gab die Sowjetunion und den Warschauerpakt. Und es gab die sowjetischen Streitkräfte in der DDR, und man muss es ehrlich zugestehen, das waren Okkupationskräfte, die nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in Ostdeutschland geblieben sind unter dem Deckmantel der Koalitionsstreitkräfte. Nach dem Zerfall der Sowjetunion, des Warschauerpaktes sind diese Okkupationskräfte weg. Die Gefahr von Seiten der Sowjetunion ist weg. Die NATO aber, die amerikanischen Streitkräfte, in Europa sind immer noch da. Wofür? Um Ordnung und Disziplin in den eignen Reihen zu halten, um alle Koalitionspartner innerhalb eines Blocks zu halten, braucht man eine außenstehende Gefahr.
Und Iran ist da nicht ganz passend für diese Rolle. Man will daher einen Gegner wiederauferstehen lassen, und dieser soll Rußland sein. In Europa jedoch fürchtet uns niemand mehr.
Roth: Die Europäische Union in Brüssel wird über Russland reden. Es wird wohl auch über Sanktionen gegen Russland zumindest geredet werden, möglicherweise werden sie beschlossen. Macht Ihnen das irgend eine Art von Sorge oder ist Ihnen das egal, weil Sie sagen, die Europäer finden sowieso nicht zu einer Stimme?
Putin: Würde ich sagen, wir pfeifen drauf, es ist uns egal, würde ich lügen. Natürlich verfolgen wir alles sehr aufmerksam. Wir hoffen, dass der gesunde Menschenverstand triumphieren wird, und wir glauben, dass eine nicht politisierte, sondern objektive Einschätzung der Ereignisse gegeben wird. Wir hoffen auch, dass die Aktionen der russischen Friedensstifter unterstützt werden und die Aktionen der georgischen Seite, diese verbrecherische Aktion durchgeführt hatte, sanktioniert werden.
Roth: Herr Ministerpräsident, müssen Sie sich in Wirklichkeit nicht entscheiden? Sie wollen auf der einen Seite auf eine intensive Zusammenarbeit mit Europa nicht verzichten, Sie können es meines Erachtens wirtschaftlich auch gar nicht, andererseits wollen Sie trotzdem nach eigenen russischen Spielregeln spielen. Also auf der einen Seite ein Europa der gemeinsamen Werte, die Sie auch teilen müssen, andererseits spielen Sie nach russischen Spielregeln. Beides zusammen geht aber nicht.
Putin: Wir wollen nicht nach irgendwelchen besonderen Spielregeln spielen. Wir wollen, dass alle nach einheitlichen völkerrechtlichen Regeln vorgehen. Wir wollen nicht, dass diese Begriffe manipuliert werden, in einer Region die Regeln, in einer anderen die Regeln. Wir wollen einheitliche Regeln. Einheitliche Regeln, die die Interessen aller Teilnehmer berücksichtigen.
Roth: Wollen Sie damit sagen, dass die EU je nach Region nach unterschiedlichen Regeln handelt, die nicht dem Völkerrecht entsprechen?
Putin: Absolut. Wie hat man Kosovo anerkannt? Man vergaß die territoriale Souverenität der Staaten, die UN-Resolution 1244, die sie selbst beschlossen haben. Dort durfte man das und in Abchasien und Südossetioen nicht. Warum?
Roth: D.h. Rußland ist einzig und allein fähig die Regeln des internationalen Völkerrechts zu bestimmen. Alle anderen manipulieren, machen es wie sie wollen? Hab ich Sie richtig verstanden?
Putin: Sie haben mich falsch verstanden. Haben Sie die Unabhängigkeit Kosovos anerkannt? Ja oder Nein?
Roth: Ich selbst nicht, ich bin Journalist.
Putin: Die westlichen Länder. Im Grunde haben es alle anerkannt. Nur, wenn man es dort anerkennt, dann muss man auch die Unabhängigkeit von Abchasien und Südossetien anerkennen. Es gibt überhaupt keinen Unterschied. Der Unterschied ist ausgedacht. Dort gab es ethnische Spannungen und hier gibt es ethnische Spannungen. Dort gab es Verbrechen praktisch von beiden Seiten, und hier kann man die wahrscheinlich finden. Wenn man etwas gräbt, dann kann man die bestimmt finden. Dort gab es die Entscheidung, dass beide Völker nicht mehr zusammen in einem Staat leben können, und hier wollen sie es auch nicht. Es gibt keinen Unterschied, und alle verstehen es in Wirklichkeit. Das alles ist nur Gerede, um rechtwidrige Schritte zu decken. Das nennt man, das Recht des Stärkeren. Und damit kann sich Rußland nicht abfinden.
Herr Roth, Sie leben schon lange in Rußland, sie sprechen hervorragend, fast ohne Akzent, russisch. Dass Sie mich verstanden haben, wundert mich nicht. Das ist mir sehr angenehm, jedoch möchte ich auch sehr, dass mich meine europäischen Kollegen verstehen, die sich am 1. September treffen und über diesen Konflikt beraten werden. Wurde die Resolution 1244 angenommen? Ja! Dort wurde unterstrichen geschrieben: territoriale Souverenität Serbiens! Die Resolution haben die in den Müll weggeworfen. Alles vergessen. Sie wollten die Resolution zuerst umdeuten, anders interpretieren, aber es ging nicht. Alles vergessen. Warum? Das Weiße Haus ordnete an, und alle führen aus! Wenn die europäischen Länder auch weiterhin eine solche Politik führen, dann werden wir über europäische Angelegenheiten in Zukunft mit Washington reden müssen.

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Mithus
Mithus
15 Jahre zuvor

Mich überzeugen die Argumente von Putin sehr, zumal er meinen ohnehin bestehenden Verdacht erhärtet, dass Deutschland als Teil Europas faktisch als Stellvertreter US-amerikanischer Hegemonialinteressen genutzt und benutzt wird, ohne sich dagegen souverän wehren zu können. Die USA bekämpfen in Wahrheit das Entstehen des europäischen Einheitsmarktes, weil sie darin einen Marktkonkurrenten sehen. “Cetero censeo Europam esse delendam”. Dazu gehört die Vorwegnahme der Zerstörung der Marktbeziehungen des EU-Marktes zu Russland.
Die Vormacht der USA in Europa hatte de Gaulle alles vorausgesehen.
Heute werden die Europäer – und unter ihnen alle die alten netten Gegner Deutschlands wie Polen, England, Dänemark –
gezwungen, den EU-Gedanken im Sinne der Adenauerschen Politik dadurch de facto auszuhöhlen, dass man die EU überdehnt und handlungsunfähig macht. Soviel Nutznießer kann Deutschland an seiner Brust nicht nähren.
Mithus

otti
15 Jahre zuvor

Werte Damen und Herren der ARD,
liebe Mitbürgerinnen und -bürger,

helle Empörung geht um in unserem ansonsten recht tranigen Vaterland!
War das ein ‘Interview’?
War das Zensur?
War das Gefälligkeitsjournalismus?
Oder einfach Hofberichterstattung?

Fragen über Fragen, die ausführlich von kompetenten Leuten hier diskutiert worden sind. Der Tenor der Einschätzungen kann für die öffentlich-rechtlichen Medien nur als total verheerend bezeichnet werden.

Deshalb erübrigen sich weitere Ausführungen zum Fall Roth. Einige grundsätzliche Anmerkungen jedoch sind gleichwohl geboten.

Wenn man demoskopischen Erhebungen glauben darf, so haben Politiker (ganz unten) neben Journalisten das schlechteste Standing bei der Bevölkerung. Das heißt, dass die Bevölkerung durchaus nicht grundsätzlich mit der Arbeit der Medien einverstanden ist und Ungereimtheiten selbstverständlich zu registrieren weiß.

Die Medien sollten das Schweigen der Mehrheit nicht als Zustimmung missdeuten. Auch die Mehrheit ist des Denkens fähig. Die Mehrheit ist mit Politik und Medien schlicht und einfach unzufrieden!

Politik und Medien fallen über einen Menschen her, den sie als “Florida-Rolf” gebrandmarkt haben, aber von weiteren ‘Liechenstein-Nikoläusen’ hört man nichts.
Für Ersteren wurden sogar Gesetze geändert, bei Letzteren wird geschwiegen.

Welch eine beschämende Doppelmoral!

Heute, wie regelmäßig, wird wieder von Preisabsprachen von Firmen in der Zeitung berichtet, wieder wird der Bürger geschädigt.

Wieder wird der Bürger getäuscht und betrogen.
Das ist die bittere Wirklichkeit in unserem Land.

Und nun soll der georgische Aggressor auch noch wirtschaftlich unterstützt werden?
Das ist pure Unmoral!

Wir sind das Volk.

Nicht Frau Merkel.
Oder die Medien.

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