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Erika Steinbach

wird von vielen Polen gehaßt. Sie will das Unrecht der Vertreibung auch der Deutschen dokumentiert sehen und hat 1997 – gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Deutschen Bundestages – gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als endgültiger deutsch-polnischer Grenze gestimmt.

Viele Polen wollen an das Vertreibungs-Verbrechen nicht erinnert werden. Sie möchten die polnische Opfer-Rolle und die deutsche Täter-Rolle unangetastet und rein erhalten wissen.

Die kriegsbedingten Leiden der Deutschen gelten ihnen – wie auch weltweit allgemein – als selbst verschuldet, haben sie doch den Krieg angefangen mit ihrem

Überfall auf Polen.

Diese Schlichtheit der Rechtsauffassung und der Rollen-Verteilung zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern ist nun Konsens und steht so auch in den Geschichtsbüchern der Schulen.

Interessant und gut lesbar nun der Bericht eines Zeitzeugen, der den deutschen Angriff auf Polen als Oberleutnant in der angreifenden Panzertruppe der Wehrmacht unmittelbar miterlebt hat:

ERNST RUDOLF VOIGTS,

Studiendirektor im Hochschuldienst, geboren 1913 in Namibia. Von dessen Aufzeichnungen befindet sich ein Exemplar im Besitz des Adelinde-Berichterstatters Gerhard Bracke. Darin heißt es:

Am 31. August meldet der Rundfunk, daß innerhalb der gesetzten Frist keine polnischen Bevollmächtigten in Berlin eingetroffen sind. Prompt trifft der Einsatzbefehl ein: “Angriff am 1. September 1939, 4.45 Uhr.”

Mein Panzer II … gehört zur ersten Angriffswelle der dritten Panzerdivision unter dem Befehl des Generals Geyr von Schweppenburg im Rahmen des XIX. Armeekorps unter meinem kommendierenden General der Panzertruppen Heinz Guderian. Der operative Auftrag lautet, von Pommern aus nach Osten über die Brahe nach Ostpreußen vorzustoßen und die im Korridor aufmarschierten polnischen Truppen auszuschalten.

Ich bin 26 Jahre alt, Oberleutnant und Adjutant des Kommandeurs der I. Abteilung des Pz.Rgt. 6 (Major v. B.).

In der Sommernacht zum 1. September haben wir nicht geschlafen, sondern sind mit unseren Panzern in die nahen Bereitstellungsräume an der Grenze gefahren und haben mit bangen Gefühlen das Morgengrauen erwartet. Die vage Hoffnung auf eine erneute Verschiebung des Angriffstermins oder gar auf eine endgültige Absage des Angriffs schmilzt mit dem Aufkommen der Morgendämmerung dahin.

Es herrscht absolute Stille. Unsere Funkgeräte, die alle Panzer miteinander verbindet, sind abgeschaltet, jedes laute Geräusch, jedes helle Licht ist untersagt.

Es ist mir nicht möglich, in Worte zu fassen, was sich in uns abspielt, seit es Gewißheit ist, daß wir unmittelbar vor dem Kriegsausbruch stehen. Wir sind übernächtigt, stehen in Gedanken verloren allein oder in kleinen Gruppen herum und versuchen vergeblich, mit unserem aufgeregten Inneren ins Reine zu kommen. Wirre Gedanken kreuzen durch den Kopf, so also erlebt man die historischen Minuten …

Wir haben die Waffen mit scharfer Munition geladen, werde ich auf Menschen schießen können? Ist es Angst, die mein Herz schneller schlagen läßt? … In der Inntentasche der Uniformjacke steckt ein Verbandspäckchen. Soll ich mir nicht ein zweites in die Gesäßtasche stecken – für alle Fälle? … Der Kommandeur sieht ja erschreckend blaß aus? Ich scheue mich, ihn anzusprechen …

Endlich! 4.45 Uhr! Auf Winkzeichen steigen wir in die Panzer, das Zeichen zum Anwerfen des Motors wird gegeben, die Befehlspanzer der Einheitsführer setzen sich in Bewegung, die anderen folgen. Die Würfel sind gefallen, der Feldzug gegen Polen hat begonnen!

… niemand zweifelt daran, daß dieser Feldzug bald siegreich beendet sein wird. Aber die Sorge läßt sich nicht leugnen, die wir vor einer Ausweitung des Krieges hegen.

Wir geben bald die Gefechtsformation auf, denn unser “leichter Zug” mit Oberleutnant Buchterkirch zwei, drei Kilometer voraus meldet: “Kein Feind in Sicht”. Wir benutzen jetzt die merklich schlechteren Straßen und durchfahren kleine strohbedeckte Ortschaften, ohne einen Menschen zu sehen. Dann kommt nach einiger Zeit der Befehl: “Halt! Weitere Befehle abwarten!”

Wir steigen aus unseren Panzern und vertreten uns die Beine. Ich stehe an einer Straßenkreuzung und sehe mit Erstaunen einen zivilen PKW auf der Nebenstraße auf uns zukommen. Wir erkennen eine polnische Uniform hinter dem Steuer und eine Frau auf dem Beifahrersitz. Unmittelbar vor uns bleibt der Wagen abrupt stehen. Wir sind überrascht und wissen zunächst nicht, was zu tun ist. Da öffnet sich die Wagentür, und ein polnischer Offizier steigt überrascht aus. Uns fällt sofort die tadellose olivgrüne Uniform auf und die imponierende Art, wie er seine Überraschung verkraftet und in akzentfreiem Deutsch sagt:

“Sie sind ja deutsche Truppen! Ich dachte, das wären unsere. Ich bin Major der Reserve, ich bin alarmiert und befinde mich auf dem Weg zur Truppe – der Krieg ist ausgebrochen!”

Ich sage: “Ja, leider, aber für Sie ist der Krieg bereits zu Ende. Ich muß Sie gefangennehmen! Geben Sie mir Ihre Pistole!”

“Hier haben Sie meine Pistole! Jetzt bin ich Ihr Gefangener, aber in Kürze werden Sie unsere Gefangenen sein!”

“Wie kommen Sie denn auf diese Idee?”

“Sie werden sehen, in drei Tagen ist Ostpreußen in polnischer Hand, in drei Wochen sind wir in Berlin!”

“Das werden wir erst noch sehen. Und wer ist die Dame in Ihrem Wagen?”

“Das ist meine Frau!”

“Und die nehmen Sie mit in den Krieg?”

“Ja, die wird in Kürze auf dem Ku-Damm einkaufen!”

In dem Augenblick heulen die Motoren auf, der Angriff geht weiter. Ich kann dem Major nur noch sagen, er solle seine Frau auf dem kürzesten Weg nach Hause schicken. Einem Stabsfeldwebel befehle ich noch, den Major mit dem Beiwagenkrad zum Regimentsstab zu bringen.

Dieses Erlebnis dauert weniger als fünf Minuten – aber es sollte sich tief in mein Gedächtnis einprägen und mir zu einem Schlüssel für die Lösung vieler mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zusammenhängender Rätsel dienen.

Die unerwartete Art der ersten “Feindberührung”, der undramatische, ja friedlich-höfliche Verlauf der Gefangennahme und die wenigen Worte, die der mir imponierende Pole in so tadellosem Deutsch sagt, Worte, die mich auf das äußerste verblüffen – all das geht mir nie mehr aus dem Kopf.

Je mehr ich über die Begebenheit nachdenke, um so mehr Fragen stellen sich mir in den nächsten Tagen, und um so mehr bedauere ich es, den Major so schnell zum Regimentsstab geschickt zu haben, statt ihn wenigstens einige Minuten lang weiter auszufragen.

Wie kann er zu der mir ganz absurd erscheinenden Ansicht kommen, daß Ostpreußen in drei Tagen und Berlin in drei Wochen in polnischer Hand sein werden? Denken die meisten polnischen Militärs so wie er – vielleicht auch das ganze Volk? Nach seinem sicheren Auftreten zu urteilen, scheint das der Fall zu sein. Offenbar hat unser Angriff die Polen auch nicht überrascht – im Gegenteil: Ist aus den Worten des Polen nicht herauszuhören, daß sie nur darauf gewartet haben, loszuschlagen und Deutschland auf Anhieb zu Boden zu werfen?

Und was haben die Polen sich vorgestellt, was soll nach ihrem Sieg geschehen? Welche Kriegsziele streben sie an? Sind diese (wie bei uns?) geheim, oder hat jeder Soldat in seinem Herzen etwas, was ihn begeistert, für das es sich lohnt, sein Leben einzusetzen im kühnen Angriff auf Großdeutschland?

Was kann den offenbar nicht dummen polnischen Major so sicher gemacht haben, daß Ostpreußen in drei Tagen und Berlin in drei Wochen in polnischer Hand sein werden? Ich kann nicht leugnen, daß mir dieser Satz im ersten Augenblick einen Schreck eingejagt hat.

Sollten die Polen etwa geheime Waffen besitzen, die uns furchbaren Schaden zufügen können? Oder hat unsere Spionage versagt – laufen wir heute oder morgen in unser Verderben oder in polnische Gefangenschaft, wie uns der Major angekündigt hat?

“In drei Tagen, … drei Wochen”, das kann er doch nur sagen, wenn die Polen bereits in den Startlöchern stehen und wir sie nicht mehr überraschen, geschweige denn “überfallen” können!

Oder hat er etwa gemeint, daß die Westalliierten den Polen sofort zu Hilfe kommen mit den Kriegserklärungen und mit einer Großoffensive auf das Ruhrgebiet? …

Ist das nun die Verwirklichung der Vorhersage, die ich vor einem Jahr aus England mitgebracht habe: “Great Britain? All right! ,Great‘ Germany? Never! Hitler will get his war and he’ll loose it!”

Oberleutnant Voigts berichtet dann von der erstaunlichen Ahnungslosigkeit der polnischen Soldaten:

Bei dem Versuch der Polen, aus der Tucheler Heide nach Süden durchzubrechen, greifen sie den linken Flügel unserer Division an, und zwar mit einer Kavallerie-Brigade. Die Panzerschützen trauen ihren Augen nicht, als sie beobachten, wie sich die Reiter-Schwadronen zu einer Attacke bereitstellen und dann mit gezogenen Säbeln und gesenkten Lanzen angaloppieren.

Es kostet sie größte Überwindung, den Befehl zum Eröffnen des MG-Feuers auszuführen, und sie stoppen sehr schnell wieder, als das Chaos sichtbar wird, das sie verursacht haben. Doch haben sie den Mut bewundert, mit dem die Reiter sich wieder sammeln und eine zweite Attacke wagen. Auch diese scheitert kläglich. Das Gefecht endet damit, daß die Panzerschützen alles tun, um möglichst viele Gefangene zu machen.

Einzelne polnische Offiziere sprechen deutsch und bitten, sich die Panzer ansehen zu dürfen. Das wird ihnen gestattet. Sie pochen mit ihren Knöcheln an die Panzerplatten und sind entsetzt: “Die Panzer sind ja doch aus Stahl und nicht, wie man uns gesagt hat, aus Pappe! Welch ein Wahnsinn!”

Nur ein Göbbels’sches Märchen?

Hanns-Georg Rodek von WELT ONLINE befragte am 31.8.09 den polnischen Regisseur und Oscar-Preisträger Andrzej WAJDA, der den Kriegsbeginn als 13-Jähriger miterlebt hat:

WELT ONLINE: In Ihrem Film „Lotna“, haben Sie gezeigt, wie polnische Kavallerie mit Lanzen gegen deutsche Panzer antritt.

WAJDA: Was natürlich in Wirklichkeit nicht passiert, als Allegorie gemeint war. Als ich sieben Jahre alt war, diente mein Vater bei der Artillerie im Norden, und dort standen auch zwei Kavallerieregimente. Ich sah deren Übungen, wie die Reiter mit ihren Lanzen Strohpuppen aufspießten. Ich habe noch eine Armee kennen gelernt, die auf den manuellen Kampf eingestellt war, je stärker die Hand, desto näher der Sieg. 1939 ist diese Kavallerie mit in den Krieg gezogen, zwar nicht mit Säbeln und Lanzen, aber unvorbereitet auf diese deutsche Armee.

WELT ONLINE: Wo waren Sie zu Kriegsbeginn?

WAJDA: Nach der ersten Kriegswoche erhielten die Offiziersfamilien den Befehl zur Evakuierung. Meine Mutter, als Frau eines Offiziers, wollte diesen Befehl befolgen. Aber wohin sollten wir gehen? Ein Militärwagen mit zwei Pferden kam zu unserem Haus, meine Mutter hat mich und meinen Bruder aufgeladen, und wir fuhren los Richtung Westen.

WELT ONLINE: Gen Westen? Aber von dort kamen doch die Deutschen!

WAJDA: Wir wußten aber nicht genau, wo diese Armee war. Und wir wollten zur Weichsel. Die Weichsel war ein weiterer Mythos. Dieser Fluß sei ein Hindernis, das ein Angreifer kaum überwinden könne, dort werde sich der polnische Widerstand stabilisieren.

Es zeigen sich also gewisse Parallelen in den Erzählungen, wenn auch keine vollständigen Übereinstimmungen. Der Deutsche allerdings war als Soldat dabei gewesen.

Polnische Großmachtträume und Englands “Balance of Power”

Seine Erlebnisse stimmen darüber hinaus mit Aussagen anderer Zeitzeugen überein. Der Oberbefehlshaber der polnischen Armee, Marschall Rydz-Smigly, hatte im August 1939 vor einer Offiziersversammlung gesagt:

Polen will den Krieg mit Deutschland, und Deutschland wird es nicht verhindern können, selbst wenn es das wollte.

Das erinnert an das englische

Hitler will get his war and he’ll loose it!

Der KURIER POZNANSKI hatte am 5. April 1926 geschrieben:

Polnisches Plakat 1939

Polnisches Plakat 1939

Die natürliche Grenze Polens ist im Westen die Oder … Darum lautet unsere Parole: Von Stettin bis Riga! Doch fürs erste wollen wir Rußland nicht reizen, weil es Riga nicht für immer aufgeben möchte. Es wird uns auch so später gehören. Unsere jetzige Parole lautet: Von Stettin bis Polanen. Deutschland ist machtlos. England wird mit Rußland zu tun haben, und wir werden mit Hilfe Frankreichs freie Hand gegen Deutschland haben …

Am 10. August 1939 hieß es in der polnische Zeitung KURJER POLSKI:

Immer allgemeiner ist jetzt die Auffassung, daß “Karthago” zerstört werden müsse. Mit raschen Schritten nähert sich der Augenblick, in dem die Meinung über die Notwendigkeit der Beseitigung des “Pestherdes” im Zentrum Europas Allgemeingut wird. Dann wird von Deutschland nur noch ein Trümmerhaufen übrigbleiben.

Der flämische Schriftsteller Ward Hermanns schrieb am 3. August 1939 beim Anblick der Landkarten, die überall in Polen verbreitet wurden:

Die Polen haben das letzte Gefühl für Maß und Größe verloren. Jeder Ausländer, der in Polen die neuen Landkarten betrachtet, worauf ein großer Teil Deutschlands bis in die Nähe von Berlin, weiter Böhmen, Mähren, die Slowakei und ein riesiger Teil Rußlands in der überaus reichen Phantasie der Polen schon annektiert sind, muß denken, daß Polen eine riesige Irrenanstalt geworden ist.

Winston Churchill

Winston Churchill

Übereinstimmend mit dem in Polen umlaufenden Wunsch, Deutschland in einen “Trümmerhaufen” zu verwandeln, teilte Churchill am 3. September 1939, dem Tag der britischen Kriegserklärung an Deutschland, dem britischen Volk mit:

Dieser Krieg ist ein englischer Krieg, und sein Ziel ist die Vernichtung Deutschlands.

Der englische Informationsminister Duff Cooper fügte 1940 hinzu:

Wir müssen die Deutschen vernichten und die notwendige Anzahl von ihnen töten, um zu gewinnen.

Der Krieg ging

… um die Erringung der deutschen Absatzmärkte,

erklärte Churchill am 5. Mai 1946. Im September 1943 hatte die Londoner Zeitschrift THE NINETEENTH CENTURY richtiggestellt:

Die allgemeine Ansicht, daß Deutschland den Krieg begann, um die Welt zu beherrschen, ist unserer Meinung nach falsch. Deutschland wünschte eine Weltmacht zu sein, aber Weltmacht und Weltherrschaft sind nicht dasselbe.

Der politische Anstrich derjenigen, die das Gleichgewicht Europas bedrohen, ist völlig gleichgültig. Auch wenn Deutschland das Modell einer Demokratie gewesen wäre und England von einem politischen System, das etwa dem System Hitlers geglichen hätte, beherrscht worden wäre, würde England trotzdem unter dem Zwang gestanden haben, das Gleichgewicht Europas aufrechtzuerhalten.

… Auch wenn Deutschland sein politisches System ändern würde, wäre dies kein Grund, um die britische Politik zu ändern. … Ein despotisches Deutschland, das nicht stark ist, ist besser als ein liberales Deutschland, das zu stark ist.

Diese altbritische außenpolitische Willensrichtung, die “Balance of Power” auf dem Kontinent zu erhalten, hatte Winston Churchill schon Ende März 1936 vor dem Auswärtigen Ausschuß der konservativen Parlamentsfraktion im britischen Unterhaus in Erinnerung gebracht:

Vierhundert Jahre hat die auswärtige Politik Englands darin bestanden, der stärksten, aggressivsten und am meisten beherrschenden Macht auf dem Kontinent sich entgegenzustellen.

… Hier liegt eine wunderbare, unbewußte Tradition der britischen Außenpolitik. Alle unsere Vorstellungen beruhen auf dieser Tradition.

… Bitte beachten Sie, daß die Politik Englands keinerlei Rücksicht darauf nimmt, welche Nation gerade die Herrschaft über Europa erstrebt. Es kommt nicht darauf an, ob es Spanien, die französische Monarchie, das Deutsche Reich oder das Hitler-Regime ist; es hat nichts zu tun mit Herrschern oder Nationen: das Prinzip betrifft ausschließlich die Frage, wer der stärkste und möglicherweise beherrschende Tyrann ist.

… Deshalb scheint es mir so wichtig, daß wir wieder einmal alle Kräfte Europas zusammenfassen, um, wenn nötig, eine deutsche Herrschaft zu vereiteln.

Die beiden hochrangigen englischen Diplomaten Mr. Strang, Leiter der mitteleuropäischen Abteilung des Foreign Office, und Mr. Gladwynn Jebb, Privatsekretär des Permanent Undersecretary des Foreign Office, Cadogan, waren im Juni 1939 nach Warschau gesandt worden und berichteten von ihren Eindrücken dort, u. a. von der polnischen Erwartung:

That in any case population transfers could be arranged.

Und so geschah es. Die Vertreibungen und Grenzverschiebungen, geplante Kriegsziele der Alliierten – warum sollte Erika Steinbach damit einverstanden sein?

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Mithus
Mithus
14 Jahre zuvor

Der Bericht war für mich sehr spannend zu lesen, und er ruft noch einmal in Erinnerung, was alle objektiv und geschichtswissenschaftlich besser Informierten trotz aller Medienverfälschungen schon seit der Zeit der Mobilmachung Polens im März 1939 wissen und wußten:

Polen ist kein Freund des deutschen Nachbarn, bis heute nicht. Es ist ja auch kein Geheimnis mehr, dass die Ursachen für den 2. Weltkrieg weit weit vor Hitler liegen und dass die Polen einen sehr unrühmlichen Anteil am Ausbruch des 2. Weltkrieges hatten.

Ihre Sehnsucht, über Deutschland herzufallen, ist gut dokumentiert. Die gütliche Regelung der Korridor- und Danzigfrage wäre doch für ein Butterbrot und Ei zu haben gewesen, vergleicht man es mit den Folgen des nachfolgenden, von Polen mit heraufbeschworenen und herbeigesehnten Krieges. Sie sollten heute endlich einmal von ihrem stark übertriebenen Nationalismus ablassen. Der ist geistig im übrigen Europa längst überholt. Ex oriente lux oder crux?

Zur Versöhnung gehört die Respektierung der nachbarlichen Souveränität, und Herr Westerwelle sollte aufhören, den polnischen Innenminister zu mimen. Das wirkt einfach ekelhaft. Denn zur Versöhnung gehört auch das Zulassen historischer Wahrheit, weil nur darauf die völkerverständigende Gerechtigkeit ruht. Würde man Deutschland und seine historischen Gegebenheiten auf Dauer unterdrücken, sollte man sich nicht wundern, dass sich dieser Druck auf unerwartete Weise Raum verschaffen könnte. Das kann keiner wollen. Das heutige Deutschland beherbergt kein Tätervolk mehr!

Ich frage mich immer wieder, woher der Hass der Polen auf Deutschland kommt, den es ja unbestritten längst vor dem 2. Weltkrieg gab. Liegt es am Gegensatz Katholizismus/Protestantismus? Immerhin hatten wir auch auf der Westseite unserer Grenze mal einen katholischen Erzfeind, der aber durch den starken Laizismus dort schon eher zur Versöhnung bereit war.

Man könnte der Frage nachgehen, inwieweit die hierarchische, feudalistische Verfasstheit des heutigen polnischen Katholizismus eine Öffnung hin zum demokratisch offenen Miteinander der Völker verhindert.

Ich glaube, es ist die polnische Unreife, befördert natürlich durch lange Unterdrückungen und Teilungen, durch weitgehende Vernichtung der Intelligenz und des Bildungsbürgertums in den vergangenen drei Jahrhunderten, die die geistige Entwicklung in der Breite des polnischen Volkes aufhielt. Also müssen wir noch mindestens 100 Jahre Geduld haben, aber auch Rückgrat dort, wo es dem Frieden zu Liebe notwendig ist.

Aus Respekt vor dem Anliegen, den deutschen, den polnischen und allen anderen Opfern der Vertreibungen ein Denkmal zu setzen, gehört es sich nicht, gegen die Präsidentin des demokratisch verfassten Vertriebenenverbandes in öffentlicher, dümmlicher Hetze Front zu machen. Daraus wird nämlich deutlich, wo das Defizit der Polen liegt: Es handelt politisch unprofessionell und provinziell kleingeistig. Es wird so unfreiwillig eine Schwäche sichtbar, die der Nationalismus wettmachen soll. Das wird nichts Gutes.

Helmut Wild
Helmut Wild
14 Jahre zuvor

Ein ausgezeichneter Bericht. Auch die Stellungnahme von Mithus habe ich mit grossem Interesse gelesen.

Solange ich in Deutschland gelebt habe, bin ich immer wieder mit Faschismus-Analysen in Beruehrung gekommen, denen stets die These zugrunde lag, es handle sich dabei um eine deutsche Einzigartigkeit, die noch keineswegs ueberwunden sei. Es blieb mir zwar immer unklar, wo diese faschistischen Monster eigentlich verborgen waren, denn in meinem Alltagsleben in Deutschland sind sie mir nie begegnet.

Wie man aus dem Bericht entnehmen kann, waren die Polen sowie auch die Briten voll auf Kriegsluesternheit programmiert, genauso wie deren politischen Eliten. Die Deutschen des Jahres 1939 waren mit Sicherheit nicht kriegsluestern. Sie haben den erneuten Kriegsausbruch mit ziemlichem Schrecken erlebt.

Hier in den USA bietet sich mir endloses empirisch beobachtbares “Material”, faschistische Geisteshaltungen zu beobachten. So ist die inzwischen eingekehrte Kriegsmuedigkeit der Amerikaner keineswegs auf den Ausbruch humanitaerer Gefuehle zurueckzufuehren. Es ist vielmehr die Enttaeuschung ueber das Ausbleiben der Siege, die frustrierten faschistischen Hoffnungen, die den Unwillen gegen die erfolglosen Kriegspraesidenten bestimmen.

Eine Analyse des britischen Kolonialfaschismus steht an. Eine historisch orientierte Analyse des polnischen Faschimus – geschichtlich und gegenwaertig – steht an. Ebenso eine Analyse des gegenwaertigen amerikanischen Superpower-Faschismus.
Und zum Kontrast: eine Analyse deutscher Gutglaeubigkeit, Gutmuetigkeit und politischer Naivitaet koennte auch nicht schaden.

Nochmals vielen Dank fuer die hervorragenden Beitraege.

Stephan
Stephan
13 Jahre zuvor

An einem Krieg sind immer alle Beteiligten schuld!
Es ist müßig darüber zu debattieren wer der größere Verbrecher war. Das führt nur zu neuen Ressentiments und zu Unfrieden. Ebenso sind Grenzen immer(!) willkürlich und damit ungerecht. Freuen wir uns lieber, dass wir uns wenigstens in Westeuropa (EU) frei bewegen und auch siedeln können. Jeder der es möchte kann sich im heutigen Polen oder sonst wo für eine Hand voll Euro ein Stück „Reichsgebiet“ zurückkaufen. Selbst wenn es ungerecht ist, dass die Vertriebenen ihr Eigentum nicht zurückerhalten, so ist das allemal die billigere Lösung. Viel billiger als ein neuer Krieg.
Ich kann das Gezeter nicht wirklich nachvollziehen. Wir haben doch den letzten (kalten) Krieg eindeutig gewonnen. Deutschland ist wirtschaftlich die stärkste Macht in Europa. Wir haben direkte Leitungen zu den Öl – und Gasfeldern in Sibirien und die benötigten Rohstoffe werden uns freiwillig geliefert gegen ein bisschen bedrucktes Altpapier.
Also, Leute, nehmt endlich die Scheuklappen ab und freut euch des Lebens. Wir brauchen heute keine Panzer mehr um Lebensraum im Osten zu erobern, wir kaufen einfach – fertig.

Jürgen Steup
2 Jahre zuvor

Ich bin ein entfernter Verwandter von Ernst Rudolf Voigts und betreibe eine Ahnenseite die auch soweit vorhanden die Geschichte der Personen darstellt. Sie schreiben das sie im Besitz der teilveröffentlichten Unterlagen sind. Wäre es möglich mir diese zur Verfügung zu stellen?

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