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Meinungsfreiheit – wer bedroht sie?

Wer manipuliert unser Denken?

Sind es immer nur die Medien, die sich – angeblich oder wirklich – an die Konzerne, die Geldmächte, die säkularen und religiösen Parteien verkauft haben?

Sind es immer nur die Geheimbünde wie Freimaurerei, Bilderberger, Councel of Foreign Relations oder Geheimdienste wie Mossad, CIA, Stasi, BND, Verfassungsschutz, die ihre Agenten in alle gesellschaftlichen Vereinigungen einschleusen und die Meinungen kontrollieren, genehme belohnen, mißliebige bestrafen?

Daß es nur zu oft die kleinen Partei- oder Berufsgenossen sind, die uns vor ein Entweder-Oder stellen, das lernt man auch aus dem vor einem Jahr erschienenen Buch:

ubermacht.jpg

Darin lesen wir Interviews mit 15 Menschen, die eng mit dem Widerstand gegen die Atomanlagen in Gorleben zu tun hatten und nun auf Fragen zu ihrer Gorleben-Geschichte wunderbar natürlich und offen antworten – spannend, gewinnbringend.

Zwei davon zeigen u. a. , wie sie von ihren nächsten Kollegen in ihrer Meinungsfreiheit bedrängt wurden:

1. der Kriminalkommissar Klaus-Peter Feuerhahn,

feuerhahn-kriminalist.jpgseit 1980 bei der Polizei, namentlich der Kriminalpolizei von Lüchow-Dannenberg tätig. Zunächst Befürworter der Atomenergie, wurde er durch den GAU von Tschernobyl 1986

vom Saulus zum Paulus.

Doch schon 1983 war er aus seiner Abteilung der Gefahrenabwehr als Kommissariatsleiter rausgeflogen, weil er sich in einem Fall geweigert hatte, Autonummern von Kernkraftgegnern aufzuschreiben bzw. seine Beamten in eine Veranstaltung der Bürgerinitiative zu schicken, die im Ratskeller in Lüchow stattfand.

Da habe ich gesagt, was soll der Quatsch, da werden keine Straftaten verabredet, insofern habe ich da keinen Grund, dort Leute hinzuschicken.  Das war einer der Gründe, der mir das Genick gebrochen hat.

Als sich Tschernobyl ereignet hatte und er erleben mußte, daß keine offizielle Stelle auf den GAU vorbereitet war, wurde er zum Atomkraftgegner. Es gab Diskussionen mit Kollegen:

Wobei das Problem ist, wenn Sie sich outen, daß man dann möglicherweise bei einigen nicht mehr so angesehen ist.

Beispielsweise bei einem Vorgesetzten, der selbst ein unsicherer Mensch war und

auch überhaupt keine Ahnung (hatte) … Und wenn Sie dann solch einem Menschen gegenüber sitzen und Sie sagen: “Ich bin nicht Ihrer Meinung …” … Was glauben Sie, was dann passiert. Wie lange Sie dann noch in ihrer Position sind. Dann wird also an allen Ecken und Enden gesucht, daß Sie in irgendeiner Form Fehler machen … Und Fehler machen alle.

Dann gibt es noch Kollegen, die Sie im Dunstkreis haben, die möchten gerne Ihren Posten haben. Oder zumindest nahe da dran kommen. Weil es ja auch um Geld geht. Und wenn man dann jung ist und im Überschwang der Jugendlichkeit nicht erkennt, wer Freund und wer Feind ist, und dann die eine oder andere Äußerung mal von sich gibt, diese Äußerung wenige Minuten später … schon bei demjenigen ist, von dem ich gerade eben sprach, dann dauert es nicht sehr lange, und man ist seinen Posten los.

Sich verbiegen lassen aber wollte sich Feuerhahn nicht. Er wollte noch in den Spiegel gucken mögen.

Das ist nicht einfach, weil man viele Nachteile in Kauf nehmen muß unter Umständen.

Die ganz normalen menschlichen Schwächen sind es, die u. U. die Meinungsfreiheit zerstören. Und es ist die innere Unabhängigkeit, die hilft, sie zu erhalten.

2. Samtgemeinde-Bürgermeister Eberhard von Plato

von-plato.jpgEr hat manchesmal menschliches Verständnis für die AKW-Gegner gezeigt:

Ich bin weiter ein CDU-Mann, das ist richtig, das ist meine Schwierigkeit dabei.

Und er habe sich als einziger CDU-Mann

gegen die Wiederaufarbeitungsanlage ausgesprochen … Das wurde mir übel genommen, und man sagte mir: “so wirst Du kein Landrat. Du bist zwar Samtgemeindebürgermeister, aber mehr wirst Du so nicht”. Ich habe dann gesagt, damit müßt ihr leben, nicht ich.

Von Plato blieb 15 Jahre Bürgermeister. Zuletzt gehörte auch die führende Widerstands-Aktivistin Marianne Fritzen zu seinem Gemeinderat. Die Zusammenarbeit mit ihr und einer weiteren Atomgegnerin, Frau Knoll, machte ihm Spaß:

Sie waren klasse, sie waren einfach was Neues …

An anderer Stelle beschreibt er den frischen Wind, der in den Gemeinderat gekommen war. Die beiden Damen

waren bei der Sache ganz anders als wir, sie gingen ganz anders ran mit ihrem Brain. Wir waren jahrzehntelang auf eine Richtung fixiert, und dann kommen zwei, die meinten, Kinders, warum macht ihr es denn nicht so? Verdammt, hätten wir selber draufkommen können. Und dann habe ich sie zum ersten Mal zu meinem Geburtstag eingeladen …

Aber sie haben mir auch viel Ärger eingebracht, die beiden Damen, weil ich sie immer bewundert habe und auch ihren Kampfgeist. Das war bei uns schon ein bißchen abgeebbt nach 20 Jahren Kommunalpolitik, und die fingen da richtig an. Das war schön.

Aber:

Es gab einen CDU-Abgeordneten, der mir sagte: “Eberhard, wenn Du noch einmal mit der Fritzen solange redest, dann bist Du aus der CDU draußen.”

Ich sagte nur noch: “Ihr könnt mich doch heute schon rausschmeißen.” Sie brauchten mich, das war schon so. Im Grunde war ich in meiner Seele auch CDU-Mann, natürlich durch meinen Glauben, und dazu habe ich auch immer gestanden. Aber es war schwierig, da zwischen den Stühlen zu sitzen und trotzdem eine Linie zu haben.

Auf den Hinweis, doch die offizielle Linie der CDU vertreten zu müssen, antwortete von Plato:

Ich habe sie vertreten, aber mit Einschränkungen. Das war schon schwierig, mit meinen eigenen Leuten zusammenzukommen, das ist richtig. Landrat Werner Meiner (CDU) sagte damals: “Du bist nicht einer von uns.”

Wer abweicht, gehört nicht dazu. Wer das nicht erträgt und kuscht, hilft mit, die Meinungsfreiheit zu beerdigen. Von Plato blieb in der CDU.

Austreten wäre ein Leichtes gewesen. Ich weiß auch noch, wie ein Nachbar auf mich zukam und sagte: “Wenn Du nicht mal langsam auf die Gorleben-Seite kommst, dann können wir nicht mehr miteinader reden.” Das war schon traurig. Das war bitter.

Auf die Frage, ob es dazu gekommen sei, sagte er:

Ja, ich habe mit einigen Herren … fast 10 Jahre nicht mehr gesprochen, beziehungsweise sie nicht mit mir.

Aber weil er nicht klar gegen “Gorleben” war, hat er auch das Umgekehrte erlebt:

  • Seine Tochter kam eines Tages nach Hause und  sagte: “Papi, kannst Du nicht auch dagegen sein? Ich war die einzige, die aufstehen mußte”, weil die Lehrerin diejenigen aufgefordert hatte aufzustehen, deren Eltern nicht gegen “Gorleben” waren!
  • Die Abitur-Feier für seine Tochter sollte in einer Kneipe stattfinden, in der die Anti-Gorleben-Szene sich zu treffen pflegt.

Wir … saßen da 20 Minuten …, und dann plötzlich kam der Eigentümer und sagte: “Sie sind doch Herr von Plato? … Ich bitte Sie, sofort das Lokal zu verlassen!”

Das war auch weiteren 3, 4 anderen Politikern widerfahren:

Wir wollten schon einen Verein aufmachen für “Rausgeflogene aus dem Lokal”. Aber es gab auch andere Gasthäuser, die keine Grünen aufgenommen haben …

Intoleranz auf der einen Seite gepaart mit Feigheit auf der andern sind das Grab für die Meinungsfreiheit. Da sollten wir alle erstmal auf uns selbst schauen, ehe wir die Schuldigen weiter draußen – womöglich bei Verschwörern – suchen.

->mehr.

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Mithus
Mithus
14 Jahre zuvor

Ja, so ist nun mal die Welt. Man lügt und betrügt und beruft sich auf den alten Spruch “mundus vult decipi” (wenn ich mich recht der Schreibweise erinnere).

Selbst zu Beginn unserer Republik gab es da den Kanzler Adenauer, der schon drei Formen der Wahrheit kannte:
a) die Wahrheit als Grobmuster, also die mit Auslassungen,
b) die subjektive Wahrheit und
c) die objektive Wahrheit, die den Politiker meist behindert und ihm peinlich ist (s. Gorleben).

Mithus

Mithus
Mithus
14 Jahre zuvor

Der Bericht von Herrn v. Gottberg über die Schülerbefragung erinnert mich an DDR-Verhältnisse und Nazizeiten. Offensichtlich hat diese Schnüffelei unter Ausnutzung der unschuldigen Kinder durch die Vertrauensperson “Lehrer” in der geistigen Enge Lüchow-Dannenbergs gut überleben können. Ich empfand diese Nachricht als empörend.
Ich bin sehr für Toleranz und für’s eigene Zuhörenkönnen.
Bei Politikern nützt aber diese Bereitschaft leider oft gar nichts, weil sie etwas durchsetzen wollen, bei dem ihnen unsere diesbezgl. Fähigkeiten piepegal sind. Wo kann da noch Toleranz und Zuhörenkönnen sein, wenn Dokumente wie wissenschaftliche Gutachten vorab schon mal gefälscht werden?
Und über Fälschungen kann man nun wahrlich nicht mehr tolerant diskutieren. Ich wiederhole mich: siehe Gorleben.
Mithus

Ingo Neitzke
Ingo Neitzke
7 Monate zuvor

“Sind es immer nur die …?”

Nein, die tolerierende, brav das Meinungsfreiheitsmaul haltende Zuschauermasse ist das Hauptproblem. Und ganz besonders die Totalverdränger, welche immer noch oder sogar mit steigender Tendenz sagen:

“Ich will das alles gar nicht wissen. Kann man eh nicht ändern.”

Trotzdem ist dieses Gemenge (scheinbare Vielfalt, scheinbare Konkurrenz) aus

“Freimaurerei, Bilderberger, Councel of Foreign Relations oder Geheimdienste wie Mossad, CIA, Stasi, BND, Verfassungsschutz”

von denen “da oben” extrem bis extremistisch spannend, weil die Fragen

“Brauchen wir einen Inlandsgeheimdienst?” und “Ist der Nutzen größer als der Schaden?”

in unschön undemokratischer Regelmäßigkeit nicht im Namen des Volkes und zum Schaden des Volkes “beantwortet” bzw. ausgesessen wird — in Tateinheit mit den Lücken- und Lügenmedien.

Kennen Sie die Doku
“Das Gehirnwäsche-Programm der CIA (Doku) Deckname Artischocke”?

Die ist prickelnder als jeder Horror-Film und wird deshalb von ARTE-TV jährlich wiederholt. Nein, der zweite Satzteil war ein Scherz.
https://www.aparat.com/v/an94h/Das_Gehirnw%26auml%3Bsche-Programm_der_CIA_%28Doku%29_Deckname_Artischocke

Kennen Sie Journalist Nr. 73 aus BND-TV? Müssen Sie aber, wenn Sie wissen wollen, wohin Ihr sauer erarbeitetes Geld verschwindet.

Immer wieder faszinierend, dieser nicht zum Wohle, sondern zum Schaden des Volkes teils “nur” verdunkelte, teils geheime Systemfilz in der angeblich total offenen, transparenten, ehrlichen, gerechten, demokratischen, rechtsstaatlichen, besten Leistungsträger-, Informations- und Wissensgesellschaft aller Zeiten bei der Arbeit zuzuschauen. Lügenpack bleibt Lügenpack.

Viel Spaß mit den 10 Minuten von 
https://smotriti.ru/live/bnd-tv/

Tja, so waren sie, so sind sie und so bleiben sie — wir lieben unsere Neostasis in der nicht entstasifizierten BRD-DDR, … bis endlich das Erwachen erreicht ist, von dem Herr Magnet neulich bei Auf1.tv sprach.

Die obige Netzadresse zum Übermacht-Buch ist kaputt. Ich empfehle wenigstens das Inhaltsverzeichnis mit den Namen der Hauptakteure auf hochwertiges Archivpapier zu sichern und außerhalb des eigenen Hauses zu verstecken.
https://www.gbv.de/dms/sub-hamburg/585813620.pdf

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