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Leo-Baeck-Preis für Angela Merkel

Vor kurzem zeichnete der Zentralrat der Juden in Deutschland die Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Leo-Baeck-Preis aus.

Leo Baeck

wurde 1873 in Posen als Sohn eines Rabbiners geboren.

“Nach einem Studium am konservativen Rabbinerseminar in Breslau, wo er gleichzeitig an der Universität Philosophie studierte, wechselte er 1894 an die liberale Hochschule der Wissenschaft des Judentums in Berlin, wo er an der Friedrich-Wilhelms-Universität neben Philosophie auch Geschichte und Religionsphilosophie belegte und im Mai 1895 über Spinozas erste Einwirkungen auf Deutschland promovierte”,

lesen wir bei Wikipedia, und weiter:

“In der Weimarer Republik wurde er zum bekanntesten Vertreter des liberalen deutschen Judentums und übernahm mehrere repräsentative Ämter in jüdischen Organisationen. So wurde er 1922 Vorsitzender des Allgemeinen Rabbinerverbandes in Deutschland und war von 1925 bis 1937 Präsident der Großloge der deutschen Sektion von B’nai Brith …”

B’nai Brith ist die Jahrtausende alte, rein jüdische Dachorganisation, die allen nichtjüdischen Freimaurer-Logen übergeordnet ist, getreu der Vorgabe des weisen Königs Salomo, der als Stifter und erster Großmeister des Ordens in der von ihm errichteten Fundamentalkonstitution festlegte, daß die großmeisterliche Würde in seinem – dem jüdischen – Geschlecht bleiben solle.

Beim Lebenslauf Leo Baecks ist besonders bemerkenswert, wie er sein Leben als führender Jude in der Zeit des Dritten Reiches meisterte. Für viele heutige junge Deutsche ist sicher erstaunlich, daß Leo Baeck 1933 Präsident der Reichsvertretung der Deutschen Juden wurde.

Gab es denn so etwas im Dritten Reich? Wurden die Juden denn nicht verfolgt?

In den USA hatte gleich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten von jüdischer Seite eine Greuelpropaganda gegen Deutschland eingesetzt, mit der sich die Zeitungen in Deutschland und in aller Welt vorrangig auseinandersetzten und die den deutschen Juden größte Sorgen bereitete.

Viele jüdische Verbände und Rabbiner versuchten, dagegen vorzugehen, um schlimme Folgen für Deutschland und die deutschen Juden abzuwenden. Der Berliner Jakow Trachtenberg Verlag veröffentlichte eine Sammlung zahlreicher solcher Aufrufe im Mai 1933 in seinem Buch “Die Greuelpropaganda ist eine Lügenpropaganda, sagen die deutschen Juden selbst”.

Darin findet sich auch die Erklärung des “Vorsitzenden des Deutschen Rabbiner-Verbandes, Dr. Leo Baeck”, die er dem “Berliner Korrespondenten des ,Intransigeant’ gegenüber” abgegeben hat. Darin heißt es:

“Die nationale deutsche Revolution, die wir durchleben, hat zwei ineinander gehende Richtungen: den Kampf zur Überwindung des Bolschewismus und die der Erneuerung Deutschlands. Wie stellt sich das deutsche Judentum zu diesen beiden? Der Bolschewismus ist, zumal in seiner Gottlosenbewegung, der heftigste und erbitterste Feind des Judentums, die Ausrottung der jüdischen Religion ist in seinem Programm. Ein Jude, der zum Bolschewismus übertritt, ist ein Abtrünniger. Die Erneuerung Deutschlands ist ein Ideal und eine Sehnsucht innerhalb der deutschen Juden. Mit keinem Lande Europas sind Juden in jahrhundertelanger Geschichte so tief und so lebendig verwachsen wie mit Deutschland. Keine Sprache Europas bedeutet für sie so viel wie die deutsche.”

Welch ein anrührender Wortlaut, welche Liebe und Hochachtung für Deutschland bringt hier ein Jude zum Ausdruck! Und das, obwohl es – wie Rabbiner Dr. E. Munk als Berlinder Vertreter des “Preußischen Landesverbandes Gesetzesgetreuer Synagogengemeinden” seinen Kollegen in New-York Rabbi Jung mitteilte – “in der Wahlzeit” “Ausschreitungen Einzelner” tatsächlich gegeben hatte.

Munk betonte jedoch “in Übereinstimmung mit allen Kollegen”, daß die Meldungen über “Greuelexzesse gegen die Juden Deutschlands” “den Tatsachen grell” widersprächen und unverantwortliche Übertreibungen seien. Andere Juden befürchteten, daß die Greuelpropaganda wirkliche Greuel erst heraufbeschwören könnte. Die Reichsregierung täte alles, um sie zu unterbinden! Leo Baeck fährt daher in seinem Appell fort:

“Es wäre richtig gewesen, einzelne Übergriffe festzustellen und an zuständiger Stelle zur Sprache zu bringen. Statt dessen haben sich aber falsche Freunde zu schweren, bedauerlichen Fehlern hinreißen lassen. Um als politische Gegner den neuen deutschen Machthabern Schwierigkeiten zu bereiten, haben Linkskreise in der ganzen Welt die Judenschaft Deutschlands bei ihren Angriffen als Schild vor sich gehalten und den Versuch gemacht, durch unverantwortliche, unwahre Meldungen ihren politischen Gegnern, den regierenden Nationalsozialisten, zu schaden.”

Erst ab 1939 entzog die Reichsregierung anderen jüdischen Einrichtungen die Selbstständigkeit, schuf, wie es bei Wikipedia heißt,

“die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland als Zwangsvereinigung und versuchte über die Gestapo deren Aktivitäten direkt zu kontrollieren. Auch unter diesem Druck lehnte Leo Baeck Angebote zur Emigration ab und unterhielt Kontakte zur Widerstandsgruppe um Carl Friedrich Goerdeler.”

Es scheint, als habe er seinen Glauben an ein anständiges, gebildetes Deutschland nicht aufgegeben.

“1943 wurde Leo Baeck wie die meisten anderen Vertreter der Reichsvereinigung in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt. Dort wurde er Mitglied im Ältestenrat und kümmerte sich unter schwierigsten Bedingungen um die Gemeinde, … initiierte … zusammen mit Professor Maximilian Adler aus Prag und Professor Emil Utitz aus Halle eine Vortragsreihe, die er selbst mit einem Vortrag über Platon begann.”

theresienstadt.jpg

Auch diese Verhältnisse im Ghetto Theresienstadt, die eine solche geistige Tätigkeit zuließen, sind sicher den wenigsten Deutschen bekannt:

“Es existiert eine Liste seiner Vortragsthemen (geschrieben in Sütterlinschrift), auf der genannt sind: Platon, Maimonides, Spinoza, Kant, Mendelsohn, Hermann Cohen, Die jüdische Religionsphilosophie des Mittelalters, Die jüdische Mystik des Mittelalters, Das Problem von Leib und Seele, Die Lebenseinheit in Leib und Seele, Der Sinn der Geschichte, Die Geschichtsschreibung, Die Jahrhunderte von der Zerstörung des ersten bis zu der des zweiten Tempels, Die Zeit der Makkabäer. Soweit bekannt hielt er seinen letzten Vortrag mit dem Titel ,Galileo Galilei und das Ende des Mittelalters’ am 23. Dezember 1944.”

Die obige Zeichnung bildet den Kopf eines Briefes, den sechs Herren aus dem Ghetto Theresienstadt an einen Glaubensgenossen namens Chawer geschrieben und unterzeichnet haben: Dr. Franz Kahn, Dr. Paul Eppstein, Dr. Erich Oesterreicher, Dr. Erich Munk, Ing. Otto Zucker, Gert Körbel. Darin teilen sie mit:

“In Theresientadt ist eine richtige jüdische Stadt entstanden, in der alle Arbeiten von Juden besorgt werden, von der Straßenreinigung angefangen bis zu einem modernen Gesundheitswesen mit Krankenhäusern und einem durchorganisierten ärztlichen Betreuungsdienst mit einem großen Stab von Pflegepersonal, von sämtlichen technischen Arbeiten bis zur Verpflegung in den Gemeinschaftsküchen, von der eigenen Polizei und Feuerwehr bis zu einem besonderen Gerichts-, Post- und Verkehrswesen, von einer Bank mit eigenem Siedlungsgeld und von Verkaufsläden für Lebensmittel, Kleidung und Hausrat bis zur Freizeitgestaltung, in deren Rahmen regelmäßig Vorträge, Theateraufführungen und Konzerte stattfinden.

Die Kinder, denen besondere Sorge gilt, sind in Kinder- und Jugendheimen, die nicht arbeitsfähigen Alten in Alters- und Siechenheimen unter ärztlicher Aufsicht und Pflege untergebracht. Die Arbeitsfähigen sind vor allem für den inneren Dienst eingesetzt. Aus allen Gebieten sind hervorragende Fachkräfte zusammengekommen.

Dies kommt nicht nur der hier zu leistenden Facharbeit auf technischem, hygienischem und administrativem Gebiete zugute, auch in der Freizeit hat sich dadurch ein reiches kulturelles Leben auf jüdischem und allgemeinem Gebiet entwickeln können. Eine Bibliothek mit nahezu 50.000 Bänden mit mehreren Lesezimmern, ein Kaffeehaus mit ständigen Musikdarbietungen dienen der Zerstreuung, insbesondere für die älteren Menschen.

Zentralbad und Zentralwäscherei fördern die allgemeine Hygiene, auf die naturgemäß besonderer Wert gelegt wird. So kann man sich hier, wenn mandie äußere und innere Umstellung und Einordnung vollzogen hat, durchaus wohlfühlen.

Der Gesundheitszustand ist als durchaus günstig anzusehen, was neben der klimatischen Lage von Theresienstadt in erster Linie der hingebenden, unverdrossenen Arbeit unserer Aerzte, der ausreichenden Versorgung mit Lebensmitteln und mit Medikamenten zu danken ist …”

Eigenartig dann das Verhalten Leo Baecks in Bezug auf Auschwitz. Es wirft zumindest einige Fragen auf:

“Bereits im August 1943 hatte Baeck in Theresienstadt erfahren, dass Auschwitz ein Vernichtungslager war, traf aber die Entscheidung, seinen Mitgefangenen nichts davon zu sagen.”

Der Leo-Baeck-Preis ist die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden in Deutschland, mit der er Menschen ehrt, die sich in hervorragender Weise für die jüdische Gemeinde in Deutschland eingesetzt haben. Der Leo-Baeck-Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Doppelmoral

Mit ihrem klaren Willen, sich als deutsche Bundeskanzlerin – sicher im Hinblick auf “unsere Geschichte” – anscheinend vorbehaltlos jeglicher USA- und Israel-Politik anzuschließen, hat Angela Merkel nie hinterm Berg gehalten. Insofern ist sie immer ehrlich gewesen.

Angesichts der unablässigen, über 60-jährigen Schuldzuweisungen an Deutschland u. a. wegen des Kriegsbeginns 1939 zeigt jedoch ein so vorbehaltloser Schulterschluß mit Staaten, die seit Kriegsende 1945 fast ununterbrochen Angriffskriege führen, Doppelmoral.

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H. Buchholz
16 Jahre zuvor

Adelinde hat mit dem Beitrag “Leo-Baeck-Preis für Angela Merkel” etwas Seltenes zur Sprache gebracht: Sollte das Unmögliche möglich gewesen sein? Herr Baeck wollte nicht emigrieren und berichtet über Theresienstadt Positives. Kann doch wohl nicht sein; doch nicht bei den Nazis. Da gab es nur Mord, und die übrige Welt ist besiedelt mit den Gutmenschen, auszuklammern die Schurkenstaaten, die es seit dem 11.9. gibt.
Ich wünsche Adelinde weiterhin den Mut, solche Dinge beim Namen zu nennen und das Glück, nicht von Friedman entdeckt zu werden.

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