Laternenumzug „St. Martin“

Eben komme ich von einem erfrischenden „St.-Martins-Umzug“, der in Norddeutschland schlicht Laternenumzug hieße. Zahlreiche kleine Kinder mit Eltern und Großeltern zogen in langem Zug durchs Dorf, vorneweg – rückwärts gehend, somit zu den Kindern gerichtet – mit Gitarre die Kindergärtne-rinnen! Entzückend auch diese liebevollen jungen Frauen!

 

Laternenumzug zu St. Martin (Bild: br.de)

Hier im katholischen Süddeutschland muß „natürlich“ zu Ehren eines „Heiligen“ mit der Laterne gelaufen werden. Was kümmert der aber die Kinderchen? Sie hatten genug zu tun, ihre bunten Laternen zu füh-ren.

Und St. Martin – wer war denn das? Zwei kleine Mäd-chen spielten auf dem Kirchplatz, ehe der Umzug sich in Gang setzte, eine kleine Szene, in der St. Martin einem frierenden Menschlein seinen Mantel um die Schultern legte. Das war dann wohl die un-vergessene selbstlose Handlung, deretwegen der Martin heiliggesprochen wurde. Doch wer war dieser St. Martin wirklich?

Bei Konrad Fichtel, „Roms Kreuzzüge gegen Germanien“, lesen wir:

Ob Columban in Gallien, Sankt Gallus in der Schweiz oder der „heilige“ Martin, sie alle machten Jagd auf Heiden und heidnische Feierstätten. Insbesondere Letzterer tat sich durch Fanatismus und Intoleranz hervor.

„Mit den Füßen zertrat er die Altäre und die Götterbilder“.

Und dabei war der Heilige (nach der christlichen Legende)

„ein Mann von bewunderungswürdiger Sanftheit und Geduld; freundlich, ernste Heiterkeit und unwandelbarer Friede leuchteten aus seinen Augen.“*

Dieser Gewalttäter hatte seine christliche

„Laufbahn als Teufelsaustreiber begon-nen. Wegen seiner ,Totenerweckungen‘ wurde er Bischof, dann karolingischer Reichsheiliger und schließlich Schutzpa-tron der Franzosen.

So wurde dieser Dieb und Brandstifter das ,Symbol der fränkischen Reichskir-che‘, mehr noch ,wesentlicher Bestandteil fränkischer Reichskultur‘ (Bosl).“**

Im westfränkischen Reich taten sich Staat und Kirche zusammen, um gemeinsam den alten Glauben, eine Naturreligion ohne Intoleranz und Machtanspruch, zu vernichten und um Ländereien zu räubern.

Bei den Merowingern wurde die Kirche die entscheidende politische Macht … Zur Er-ringung der politischen Macht ging die Kirche sehr klug vor. Ihr Ziel war immer, die Füh-rungsmacht zu gewinnen, was bedeutete, daß die Gefolgsleute und Abhängigen ebenfalls den neuen Glauben übernahmen.

Hinzu kam, daß Eroberungen und Plünde-rungen heidnischer Gebiete gottgewollt waren. Das Schöne dieses neuen Glaubens und der Politik war, daß es ihre Vertreter reich und mächtig machte. Damit war der Grundstein für eine nie endende Aggression gegen Nachbarstaaten gegeben, die noch nicht „christianisiert“ oder nach „römischen Grundsätzen zivilisiert“ waren.

Krieg und Vernichtung der Heiden war Dienst an Gott, auch der Mord an vielen unschuldi-gen Kindern und Frauen war Gott wohlge-fällig.

Unsere allerliebsten kleinen Dorfkinderchen werden all diese Zusammenhänge nicht wissen. Sie laufen halt mit der Laterne und singen zu den Gitarren ihre schönen, eingängigen heidnischen Lieder.

__________

Anmerkung

*) Karlheinz Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums 4, Frühmittelalter, Rowohlt, Reinbek 1994

**) ebenda