Freimaurer-Politik und Königin Luise!
Christian von Haugwitz, preußischer Außenminister (Bild: Wikipedia)
Graf Haugwitz, der Rosenkreuzer und Freimaurer wurde nun beauftragt, dem Freimaurer Napoleon die Forderung nach Unabhängigkeit bestimmter deutscher Gebiete in dessen Hauptquartier zu überbringen und ihm ein Ultimatum für die Durchführung zu stellen.
Aber Haugwitz hatte es nicht eilig. Die feindlichen Heere Österreichs und Frank-reichs standen sich bereits gegenüber, als Haugwitz endlich am 20. November, also 15 Tage nach seiner Abreise, im französischen Hauptquartier in Prag eintraf.
Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg, Kopie nach Ziesenis, um 1780, Gleimhaus Halberstadt.
Doch noch merkwürdiger: Der Herzog von Braunschweig, eben-falls Freimaurer, äußerte den Wunsch, die preußische Armee möge frühestens einen Monat später und nicht vor dem 22. Dezember ihre Feindseligkeiten eröffnen.
Als Haugwitz am 28. November seine erste Unterredung mit Napoleon hatte, ließ er sich von dem Franzosen überlisten, ihm nach Wien zu folgen.
Vier Tage danach errang dieser Kaiser dann bei Austerlitz (am 2. Dezember 1805) den Sieg über Österreich und Rußland in der „Drei-Kaiser-Schlacht“, bei der der russische Kaiser al-lerdings nicht persönlich anwesend war.
Diesen Verrat Preußens an den Bündnispartnern Österreich und Rußland hatten also die Freimaurer Haugwitz, Braunschweig, Napoleon hingekriegt.
Haugwitz war – wie Ludendorff schreibt –
lange Zeit Provinzial-Großmeister des Freimaurerordens in Preußen gewesen,
erkannte mit der Zeit aber das Wesen der Freimaurerei und reichte dann – wie Ludendorff weiter berichtet –
auf dem Kongreß zu Verona 1822 den versammelten Monarchen eine Denkschrift ein, in der er sie anflehte, sämtliche Freimaurerorden aufzulösen.
Diese Denkschrift kann man bei Ludendorff in „Kriegshetze und Völkermorden“ nachgelesen.
Auch Friedrich Wilhelm III. war nach dem Vorbild seines Oheims Friedrich der Große Mitglied der Freimaurerei geworden, ja hatte schon 1798 den drei preußischen Mutterlogen eine „staatsrechtlich dau-erhafte Legitimität“ erteilt. Zur Auflösung der Logen konnte er sich – mal wieder – nicht entschließen und so auch seinen Sohn Wilhelm I., den späteren deut-schen Kaiser, und dessen Sohn Friedrich III., nicht daran hindern, ebenfalls in die Loge einzutreten. Der Urenkel, Wilhelm II., blieb der Loge fern.
Napoleon nun verwarf den von Preußen erwünschten Vertrag und legte Haugwitz einen neuen, von ihm entworfenen „Vertrag von Schönbrunn“ zur Unter-zeichnung vor. Und Haugwitz unterschrieb!
Nach diesem Vertrag sollte Preußen seine Gebiete Ansbach, Kleve und Neuenburg/Schweiz an Frank-reich abtreten und dafür Hannover erhalten!
Wie nett: Preußen kriegt sein ihm gehörendes Hannover geschenkt, wenn es andere preußische Gebiete abtritt!
Gneisenau (Bild: Wikipedia)
General von Gneisenau erkannte klar, daß
das beispiellose Unglück der Österreicher (bei Austerlitz), anstatt den Mut unseres (preußischen) Heeres nie-derzuschlagen, solchen nur noch mehr angefeuert (hat).
In Berlin wurde nun Napoleons Vertrag von Schönbrunn, den Haugwitz unterzeichnet und überbracht hatte, hin und her erwogen.
Fürst Hardenberg (Wikipedia)
Allein Fürst Hardenberg, Minister des Auswärtigen, lehnte den Ver-trag rundweg ab. Daraufhin wies Napoleon alle Mitglieder der fran-zösischen Botschaft in Berlin an, mit Hardenberg nicht mehr zu verkehren.
Der trug sich nun mit Rücktritts-gedanken. Und jetzt schaltete sich Königin Luise ein. Sie schrieb Hardenberg:
Unmöglich können Sie in diesem Augenblick den Dienst des Königs und Ihren Platz im Kabinett verlassen wollen.
Wenn Sie auch nicht all das Gute, das Sie gewiß wünschen, tun können, so können Sie doch vieles tun, und es ist mir sehr tröstlich, die Politik in Ihren Händen zu wissen, in den Händen des achtbarsten und reinsten Mannes, den es gibt.
Königin Luise (Bild: artists24.net)
Luise war außer sich über die-sen Schönbrunner Vertrag, zumal das Preußen aufge-drungene und der Personal-union mit England entrissene Hannover den Konflikt mit England heraufbeschwören und Preußen auch mit seinen Bündnispartnern entzweien mußte.
So wurde Haugwitz mit dem abgeänderten Vertrag wieder zu Napoleon gesandt. Napoleon ließ ihm durch Talleyrant ausrichten:
Weil die von ihm festgesetzte Frist der Ratifizierung von Preußen nicht eingehalten worden sei, sei der Vertrag nun ungültig.
Sogleich entwarf er einen neuen, für Preußen viel ungünstigeren. Denn er verlangte von Preußen, die Häfen zu schließen und sich zur Teilnahme am Krieg gegen England zu verpflichten.
Preußens Streitkräfte waren noch immer abgerüstet. Das war geschehen, um Napoleon entgegenzukom-men und weiterhin den Frieden mit ihm zu wahren.
Nun blieb dem König nach seiner gutgemeinten, aber wirklichkeitsfremden Politik einem machtgeilen Friedensstörer gegenüber nichts anderes übrig, als dem Vertrag nun doch zuzustimmen, der ihn zum Vasallen Napoleons machte. Der forderte ihn nun auch sogleich auf, Hardenberg zu entlassen!
Der König mit seiner Politik des guten Willens stand nun isoliert da. Seine Bündnispartner, die Kaiser von Rußland und Österreich, sahen sich von ihm betro-gen.
Alexander gedachte nun, Preußens Beitritt zum Weltbund der Staaten gegen Frankreich mit Hilfe der russischen Armee zu erzwingen. Friedrich Wilhelm ist empört:
Das verletzt doch meine Unabhängigkeit. Wenn diese aber angetastet ist, kann ich dann noch auf meine Vorfahren schauen, kann ich denken, daß ein Friedrich II., ein Großer Kurfürst unter ihnen ist?
Nein, mag ich untergehen, aber mit Ruhm.
Schloß Paretz (Bild: Wikipedia)
Er zog sich in die ländli-che Stille von Paretz zurück. An seine Mahner richtete er die Worte:
Mehr als ein König ist untergegangen, weil er den Krieg liebte; ich werde untergehen, weil ich den Frieden liebe.
In der Mißstimmung in Berlin gab es wohl nur einen Menschen, der dem Anschluß Preußens an Frank-reich zu widersprechen wagte: Königin Luise.
Das Diadem ist schwer (schreibt sie ihrem Bruder Georg), wenn man gut und ehrlich bleiben will, wenn man nicht schlecht mit Schlechten werden will, wenn einem nicht alle Mittel gleich sind, um das Beste zu erlangen …
Einen Monat später stirbt ihr 8. Kind, Prinz Ferdinand, mit anderthalb Jahren.
Dennoch geht Luise tags drauf ihrem Mann voran: Sie setzt nun – klarsichtig – ganz auf die Festigung des Bündnisses mit Rußland.
Eine Bindung an Frankreich sei deshalb abzulehnen, sagt sie, weil jeder Preuße eher seinen letzten Bluts-tropfen vergießen als sich zu der Schmach herbei-lassen würde, Verbündeter oder – was gleichbedeu-tend sei – Sklave Napoleons zu werden.
Einen Tag nach dem Tode ihres Kindes erfährt sie: Der französische Gastwirtssohn, unter Napoleon zum König von Neapel aufgestiegen, Joachim Murat, hatte mal eben 3 Abteien auf preußischem Gebiet besetzen lassen. Darauf mahnt Luise Friedrich Wilhelm in einem Brief, von Napoleon Rechenschaft darüber zu fordern:
Da nicht er (Napoleon), sondern dieser elende Murat es ist, muß er ihn ignorieren und Dir ihn ausliefern, wenn er noch ein Körnchen Ehre im Leibe hat.
Übrigens beweist das immer mehr, daß seine Politik nichts achtet. Je mehr Nachgiebigkeit man ihm zeigt, um so mehr spottet er derer, die so dumm sind.
Gewalt gegen Gewalt,
das ist meiner Meinung nach das einzige; wir haben einen guten Bundesgenossen, nutzen wir ihn.
Sie meint Alexander. Und in einem weiteren Brief schreibt sie an ihren Gatten:
… Überhaupt ist mehr Selbstvertrauen das einzige, was Dir fehlt: hast Du es erst einmal gewonnen, wirst Du schneller einen Entschluß fassen, und hast Du den Entschluß gefaßt, so wirst Du viel strenger darauf halten, daß man Deine Befehle befolgt.
Gott hat Dir alles gegeben, richtigen Blick und eine einzigartige Überlegung, denn die wird immer von Kaltblütigkeit beherrscht, und Deine Leidenschaften verblenden Dich nicht oder doch selten, welch ein Vorzug! Benutze ihn und laß Deine Diener Deine Überlegenheit fühlen …
Fortsetzung folgt