Hitlers Versuch, die Völker Europas zu einen, scheiterte – warum? 6. Folge: Das Ringen mit England

Wie wahr sind die Worte des Regierenden Bürgermeisters von Hamburg (1933-1945)

Carl Vincent Krogmann

über den Grund, warum Hitler scheiterte:

Hitler ist gescheitert an seiner Liebe zum englischen Volk. Er hat bis zu seinem Tode nicht glauben wollen, daß England lieber Europa dem Bolschewismus ausliefern würde, als einen Gleichmächtigen neben sich zu dulden.

Liest man jedoch Hitlers letzten Versuch, noch kurz vor Ausbruch des Krieges in einem Brief an den britischen Premier um ein Zusammengehen beider Staaten zu werben, zeigt sich deutlich, wie wenig Hoffnung ihm diesbezüglich noch geblieben war.

Daß er nicht glauben wollte, daß „England“, d. h. dessen Führung, Europa lieber dem Bolschewismus ausliefern wollte als mit Deutschland zusammen-zugehen, zeigt, wie wenig genau er die Machen-schaften der Hintermänner hinter der britischen Politik bzw. überhaupt das Jahrhunderte durchge-haltene Wunschziel der Völkerzerstörer erkannte.

Hitler schreibt am 23. August 1939 an Chamberlain.

Chamberlain und Hitler (Bild: Deutsches Historisches Museum)

Dieser Brief ist eine Antwort auf den Brief des briti-schen Premiers an Adolf Hitler vom 22. August 1939.

Darin bekräftigt der Engländer die bedingungslose britisch-französische Garantieerklärung, diesen Blancoscheck für Polen, obwohl ihm die tagtäglichen Verbrechen der Polen an Volksdeutschen bekannt sein mußten.

Wir wissen heute, daß diese polnischen Verbrechen zum Plan gehörten, den Krieg gegen Deutschland vom Zaun zu brechen und Deutschlands völlige Zer-störung auf den Weg zu bringen, an dessen Ende wir heute zu stehen scheinen. Hitler schreibt:

Euer Exzellenz!

Der Königlich Britische Botschafter hat mir soeben ein Schreiben überreicht, in dem Eure Exzellenz namens der Britischen Regierung auf eine Reihe von Punkten hinweisen, die Ihrer Auffassung nach von größter Wichtig-keit seien. Ich darf dieses Ihr Schreiben wie folgt beantworten:

1. Deutschland hat niemals Konflikte mit England gesucht und sich nie in englische Interessen eingemischt. Es hat sich im Gegenteil – wenn auch leider vergebens – jahrelang bemüht, die englische Freundschaft zu erwerben. Es hat aus diesem Grunde freiwillige Begrenzungen seiner eigenen Interessen in einem großen Gebiet Europas vorgenommen, die ansonsten nationalpoli-tisch nur sehr schwer tragbar wären.

2. Das Deutsche Reich besitzt aber – wie jeder andere Staat – bestimmte Interessen, auf die Verzicht zu leisten unmöglich ist. Sie liegen nicht außerhalb des Rahmens der durch die frühere deutsche Geschichte gege-benen und durch wirtschaftliche Lebensvor-aussetzungen bedingten Notwendigkeiten. Einige dieser Fragen besaßen und besitzen zugleich eine nationalpolitisch und psycholo-gisch für jede Deutsche Regierung zwingende Bedeutung.

Zu ihnen gehören die deutsche Stadt Danzig und das damit im Zusammenhang stehende Problem des Korridors. Zahlreiche Staats-männer, Geschichtsforscher und Literaten – auch in England – waren sich wenigstens noch vor wenigen Jahren dessen bewußt.

Hinzufügen möchte ich noch, daß alle diese Gebiete, die in der vorher erwähnten deut-schen Interessensphäre liegen, und insbe-sondere die seit 18 Monaten zum Reich zu-rückgekehrten Länder ihre kulturelle Er-schließung nicht durch Engländer, sondern ausschließlich durch Deutsche erhalten haben, und zwar zum Teil schon in und seit einer Zeit, die über tausend Jahre zurückliegt.

3. Deutschland war bereit, die Frage Danzig und die des Korridors durch einen wahrhaft einmalig großzügigen Vorschlag auf dem Wege von Verhandlungen zu lösen. Die von England ausgestreuten Behauptungen über eine deutsche Mobilmachung gegenüber Polen, die Behauptung von Agressionsbe-strebungen gegenüber Rumänien, Ungarn usw., sowie die später abgegebenen soge-nannten Garantieerklärungen hatten die Ge-neigtheit der Polen zu Verhandlungen auf einer solchen auch für Deutschland tragbaren Basis beseitigt.

4. Die von England Polen gegebene General-zusicherung, ihm unter allen Umständen bei-zustehen, ganz gleich aus welchen Ursachen ein Konflikt entstehen könnte, konnte in die-sem Lande nur als eine Ermunterung aufge-faßt werden, nunmehr – gedeckt durch einen solchen Freibrief – eine Welle furchtbaren Terrors gegen die 1½ Millionen zählende deutsche Bevölkerung, die in Polen lebt, anlaufen zu lassen. Die Greuel, die seitdem dort stattfinden, sind für die Betroffenen entsetzlich, für das dabei zusehen sollende Deutsche Reich als Großmacht unerträglich.

Der Freien Stadt Danzig gegenüber hat Polen zahlreiche Rechtsverletzungen begangen, Forderungen ultimativen Charakters ge-schickt und mit der wirtschaftlichen Abdros-selung begonnen.

5. Die Deutsche Reichsregierung hat der Pol-nischen Regierung nun vor kurzem mitteilen lassen, daß sie nicht gewillt ist, diese Ent-wicklung stillschweigend hinzunehmen, daß sie nicht dulden wird, daß weitere ultimative Noten an Danzig gerichtet werden, daß sie nicht dulden wird, daß man die Verfolgungen des deutschen Elements fortsetzt, daß sie ebenso nicht dulden wird, durch wirtschaftli-che Maßnahmen die Freie Stadt Danzig um-zubringen – das heißt, durch eine Art von Zollblockade der Danziger Bevölkerung die Lebensgrundlagen zu vernichten – und daß sie auch nicht dulden wird, daß sich sonstige weitere Provokationsakte gegen das Reich ereignen. Unabhängig davon müssen und werden die Fragen des Korridors und von Danzig ihre Lösung finden.

6. Sie teilen mir, Exzellenz, im Namen der Britischen Regierung mit, daß Sie in jedem solchen Fall des Einschreitens Deutschlands gezwungen sein werden, Polen Beistand zu leisten. Ich nehme diese Ihre Erklärung zur Kenntnis und versichere Ihnen, daß Sie keine Änderung in der Entschlossenheit der Reichs-regierung bringen kann, die Interessen des Reiches in dem in Punkt 5 mitgeteilten Sinn wahrzunehmen.

Ihre Versicherung, daß Sie in einem solchen Fall an einen langen Krieg glauben, teile ich ebenfalls. Deutschland ist – wenn es von Eng-land angegriffen wird – darauf vorbereitet und dazu entschlossen.

Ich habe schon öfter als einmal vor dem Deutschen Volk und der Welt erklärt, daß es über den Willen des neuen Deutschen Reiches keinen Zweifel geben könne, lieber jede Not und jedes Unglück und auf jede Zeit auf sich zu nehmen, als seine nationalen Interessen oder gar seine Ehre preiszugeben.

7. Die deutsche Reichsregierung hat Kenntnis davon bekommen, daß die Britische Regie-rung beabsichtigt, Mobilmachungsmaßnah-men durchzuführen, deren eindeutiger Cha-rakter als nur gegen Deutschland gerichtet, nach den eigenen Erklärungen in Ihrem Schreiben an mich, Herr Ministerpräsident, feststeht. Dies soll auch für Frankreich zu-treffen.

Da Deutschland niemals die Absicht hatte, sei es gegen England oder gegen Frankreich, mi-litärische Maßnahmen außer solchen defensi-ver Natur zu treffen, und – wie schon betont – nie beabsichtigte und auch für die Zukunft nicht beabsichtigt, England oder Frankreich anzugreifen, kann es sich in dieser Ankündi-gung, wie Sie sie, Herr Ministerpräsident, in Ihrem Schreiben mir bestätigen, nur um einen in Aussicht genommenen Akt der Bedrohung des Reiches handeln.

Ich teile daher Eurer Exzellenz mit, daß ich im Falle des Eintreffens dieser militärischen An-kündigung die sofortige Mobilmachung der deutschen Wehrmacht anordnen werde.

8. Die Frage der Behandlung der europäi-schen Probleme im friedlichen Sinn kann nicht von Deutschland entschieden werden, sondern in erster Linie von jenen, die sich seit dem Verbrechen des Versailler Diktats jeder friedlichen Revision beharrlich und konsequent widersetzt haben. Erst nach der Änderung der Gesinnung der dafür verant-wortlichen Mächte kann auch eine Änderung des Verhältnisses zwischen England und Deutschland in einem positiven Sinne eintreten.

Ich habe Zeit meines Lebens für eine deutsch-englische Freundschaft gekämpft, bin aber durch das Verhalten der britischen Diplomatie – wenigstens bisher – von der Zwecklosigkeit eines solchen Versuches überzeugt worden.

Wenn sich dies in der Zukunft ändern würde, könnte niemand glücklicher sein als ich.

Quelle: https://kopfschuss911.wordpress.com/2015/08/23/adolf-hitler-brief-
vom-23-august-1939/?wref=tp