Gomorrah: Heldenstadt Hamburg 1943
Bomber-Harris
einer der Planer des Völkermordes an den Deutschen
Mit einem fairen Kampf hatten seine Bombardierungen der deutschen Städte nichts zu tun. Mindestens 700 000 wehrlose deutsche Zivilisten und den Verlust eines beträchtlichen Teiles deutscher Kultur, vor allem Stadtkultur, hat er auf dem Gewissen, so überhaupt vorhanden.
Seine Pläne zur effektivsten Zerstörung unserer Städte waren intelligent durchdacht und in England ausprobiert. Die Ausradierung der zweitgrößten Stadt Deutschlands, der Freien und Hansestadt Hamburg versuchte er mit seinem
Unternehmen Gomorrha
Das dauerte 10 Tage. Es begann um 1 Uhr in der Nacht vom 24. zum 25. Juli 1943 mit 791 britischen Bombern. Mit Millionen von Stanniolstreifen, die die Bomber abwarfen, machten sie sich für die deutsche Abwehr unsichtbar.
Tag und Nacht rief der Flieger-Alarm die Hamburger, die noch lebend in der Stadt verweilten, in die Luftschutzkeller.
Der schwerste Angriff erfolgte in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli. Über 800 Bomber legten einen Bombenteppich über die Stadtteile links der Alster. Innerhalb einer halben Stunde waren sie in ein Flammenmeer verwandelt.
Der Hamburger Polizeipräsident berichtet
(Deutsche Geschichte 4/18):
Zehntausende von Einzelbränden vereinten sich in kürzester Frist zu Großflächenbränden, die zu Feuerstürmen von orkanartiger Gewalt führten.
Bäume bis zu einem Meter Durchmesser wurden glatt abgedreht oder entwurzelt, Häuser abgedeckt und Menschen zu Boden gerissen oder in die Flammen hineingezogen.
Die Schrecken und Greuel will ich hier nicht näher beschreiben. Sie sind wohl leicht vorstellbar und auch besonders von Dresden her bekannt.
Mich ergreift die Schilderung Maximilian Czesanys (a.a.O.):
Die Stadt Hamburg war im Hochsommer in durchaus luftschutzbereitem Zustand. Wenn nicht Außergewöhnliches eintrat, glaubte man, der weiteren Entwicklung des Luftkrieges
mit der bisherigen Fassung und Entschlossenheit
entgegensehen zu können …
Was sich dann trotz aller modernen Schutzvorrichtungen bei den konzentrierten Großbrandangriffen ereignete, lag außerhalb aller bisherigen Erfahrungswerte.
… Die während der RAF-Nachtangriffe von den Selbstschutzkräften anfangs beherzt aufgenommenen Löschversuche waren angesichts der in „Hageldichte“ in die strohtrockenen Dachböden der Wohnhäuser einschlagenden Brandbomben und des sogleich auftretenden Wassermangels – an 847 Stellen durch Sprengbomben getroffen, war das Rohrsystem der städtischen Sammelwasserleitung leer – als völlig aussichtslos anzusehen.
Dennoch konnten die Sicherheits- und Hilfsdienste im Rettungsdienst viel erreichen. Immerhin stand in Hamburg eine so große Anzahl von Luftschutzkräften zur Verfügung, die unsere derzeitigen Zivilschutzverantwortlichen … vor Neid erblassen lassen müßten.
Die gesamten Hamburger Hilfsdienste an Feuerlöschkräften, Räum-, Bergungs- und Instandsetzungsverbänden, an Wehrmachts-Hilfskommandos und an Polizei-Sicherungstruppen betrugen 36 160 Männer und Frauen.
Über jedes Lob erhaben
Die Ereignisse dieses Angriffs gaben dem Reichsverteidigungskommissar am 28. Juli Veranlassung, alle Frauen und Kinder zur freiwilligen Räumung der Stadt aufzufordern.
Die Durchführung der Räumungsmaßnahmen stellte an sämtliche Behörden und Parteidienststellen sowie die Reichsbahn die höchsten Anforderungen.
Die reibungslose Durchführung der Aufgabe, in kürzester Frist Hunderttauende zu verpflegen und umzuquartieren, ist neben der vorbildlichen Zusammenarbeit aller Dienststellen und Behörden der Haltung und Disziplin der Bevölkerung zu verdanken, die über jedes lob erhaben waren.
Die Schlacht hatte mit dem 28. Juli ihren Höhepunkt erreicht. Eine Steigerung der Schrecken und der Angriffsstärke schien nicht mehr möglich.
Durch die rasche und weitgehende Evakuierung wurde das Schlachtfeld so geräumt, daß im weiteren Verlauf des Kampfes fast nur noch die Kräfte des Luftschutzes vom Gegner angetroffen werden konnten.
Ein Zeitzeuge berichtet über die
die Haltung der Bevölkerung,
die zu keiner Zeit und an keiner Stelle weder eine Panik noch panikartige Erscheinungen aufkommen ließ, war wie auch ihr Einsatz der Größe dieses Opfers würdig.
Sie entsprach hanseatischem Geist und Charakter, die während der Angriffe in kameradschaftlicher Hilfeleistung und Verbundenheit ihren schönsten Ausdruck fanden und nach den Angriffen durch die Tat einen unbeugsamen Aufbauwillen bekundet haben.
In dieses Bild deutscher Gefaßtheit paßt die wunderschöne Erzählung der Luftschutz-Berichterin der örtlichen Luftschutz-Leitung
Gretl Büttner:
Neben dem Tod aber stand das Leben.
Es geschah ein Wunder in der „toten Stadt“:
Ende August – Anfang September begannen die angekohlten, verbrannten Bäume neues Laub zu tragen; hellgrüne Blättchen wagten sich hervor. So nahe dem Herbst wurde es über allem unendlichen Grauen noch einmal Frühling.
Weißer Flieder duftete in den Gärten der zerstörten Häuser. Kastanienbäume steckten noch einmal ihre weißleuchtenden Kerzen auf …
Und in diesem stärksten Zeugnis, das das weiterschreitende, weiterwirkende Leben geben konnte, lag etwas Milderndes und Versöhnliches, lag die Verwandlung des fressenden ohnmächtigen Hasses in eine weite Trauer, in ein Sich-Fügen, in eine Ahnung dessen, was ewig ist.
Wie einen Mantel, wie ein schützendes, schirmendes, duftendes Tuch breitete die Natur ihren sonderbarsten Frühling über die abertausend noch immer blutenden Wunden der Stadt.
Hamburg war nicht tot. Hamburg konnte nicht sterben.
Das bewies dieser Frühling und bewies der Menschen neu erwachsender Wille und ihre unerschütterliche Zuversicht. –
Das Leben verweilt an seinen Gräbern. Aber es bleibt nicht stehen. Aus seinen härtesten Schmerzen reift der härteste Wille:
Sieg oder Untergang!