Gibt es ein Leben nach dem Tode?

Kleiner Briefwechsel

Jörn

durch Zufall entdeckte ich Ihre Homepage. Sehr interessant, was Sie dort ausführen. Ich selbst bin auf der Suche nach Wahrheit und fand

Mathilde Ludendorff,

las Ihr Werk Induziertes Irresein durch Okkultlehren und war erschüttert darüber, was sich Im Dunklen dieser „Geheimgesellschaften“ abspielt.

Frau Ludendorff äußert sich hinsichtlich eines Lebens nach dem Tod negativ, heißt, sie glaubt nicht an ein Leben nach dem Tod. Nun berichten allerdings sog. Nahtod-Erfahrungen von der absoluten Möglichkeit eines Lebens nach dem Tod.

Adelinde

es freut mich, daß Sie meine Netzseite gefunden haben, schon ein Werk von Mathilde Ludendorff kennen und das Thema „Leben nach dem Tode“ ansprechen.

Nun ergibt sich wohl aus dem wissenschaftlichen Buch Induziertes Irresein durch Okkultlehren keine Begründung für die Zurückweisung der Annahme, nach dem Tode könne das Einzelleben eines Menschen weitergehen. Warum Mathilde Ludendorff eine solche Annahme ablehnt, ergibt sich aus ihren philosophischen Werken, namentlich der Schöpfungsgeschichte.

In ihrem Werk Schöpfungsgeschichte schildert sie das Jahrmilliarden lange Hindrängen der Schöpfung zu immer größerer Bewußtheit bis hin zum menschlichen Großhirn. Kant erkannte das menschliche Bewußtsein als das Bewußtsein des Weltalls der Erscheinungen. Mathilde Ludendorff erkannte darüber hinaus die Intuition als zweite Erkenntnisfähigkeit, die dem Menschen ermöglicht, Bewußtsein des Göttlichen, des Wesens des Weltalls zu sein.

Bewußtsein seiner selbst schuf sich das Wesen des Alls im Menschen mit dessen einzigartigen Hirnstrukturen. Wenn diese Strukturen sich nun – gemeinsam mit den organischen Voraussetzungen – im Tode durch Verwesung auflösen, ist ein Weiterleben nicht möglich.

Zudem sieht Mathilde Ludendorff im Todesmuß einen tiefen Sinn. Das Todesmuß tritt ja erst mit den Mehrzellern auf, deren Keimzellen die Körperhülle im Reifezustand verlassen. Die zurückbleibende Körperhülle stirbt.

Im Gegensatz dazu müssen die sich teilenden Einzeller noch nicht sterben, sie leben in den Tochterzellen weiter. Es bleibt keine Leiche zurück. Die Einzeller können jedoch sterben, z. B. durch widrige Umstände. Sie sind „potentiell unsterblich“.

Das Todesmuß sieht Mathilde Ludendorff in der Schöpfungsgeschichte zunächst als Antrieb zur Weiterentwicklung der Arten, dann, als der Mensch geworden war, als Antrieb, sich der Begrenztheit seiner Daseinszeit bewußt zu werden und in sich die Verantwortung zu erleben, sein ihm gegebenes Leben dem Sinn der Schöpfung entsprechend zu gestalten, sich im Sinne seines Amtes, Gottesbewußtsein zu sein, zu vollenden, ehe er wieder ins Nichtsein zurücksinkt, aus dem er bei seiner Zeugung hervorgegangen ist.

Durch das Todesmuß sichert sich die Schöpfung zudem die Erfüllung ihres Willens zur Mannigfaltigkeit, ihr immerwährendes Fließen des Lebens. Die Leben müssen schwinden, damit das Leben weiterfließt.

Der Glaube an ein bewußtes Weiterleben nach dem Tode kommt aus dem Selbsterhaltungswillen, dem Unsterblichkeitswillen des Menschen.

Es gilt zu erkennen, daß der Unsterblichkeitswille sich in der seelischen Teilhabe am Unendlichen zu Lebzeiten erfüllt, wenn sich die Seele dem Ewigen zuwendet und eint.

An ein zeitliches Weiterleben nach dem Tode zu glauben, bedeutet, der Schöpfung und darin dem Tod in ihrem Werden und ihrer erhabenen Bedeutung zu wenig Achtung entgegenzubringen. Das ist wahrscheinlich auch eine Folge des Christglaubens, der die Erde als „Jammertal“ verachtet und außerweltliche, „himmlische“ Freuden verspricht.

Die Schilderungen der Nahtod-Erlebnisse bedürfen m. E. sehr differenzierter Betrachtung.

Jörn

Ob das Leben nach dem Tod weitergeht ist für mich eher eine offene Frage. Insoweit stimme ich Frau Ludendorff nicht zu, wenn sie ein Leben nach dem physischen Tod ausschließt. Nahtod-Erfahrungen halte ich für sehr aussagefähig, treten sie doch in allen Kulturen auf, können also keine Illusion sein.

Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, daß Okkultgesellschaften die Menschen irre machen. Die Veröffentlichungen von Frau Ludendorff sind insoweit mutig und richtig.

Adelinde

ich sehe, ich habe Sie mit meinen wenigen Worten über die Erkenntnisse M. Ludendorffs bezüglich des Todesmuß nicht überzeugen können. Überzeugen könnten höchstens ihre philosophischen Werke selbst, wie man wieder einmal sieht.

Gut aber, daß Sie Ihr Wissen durch die wissenschaftlichen Untersuchungen Mathilde Ludendorffs zum „Induzierten Irresein durch Okkultlehren“ bereichern konnten!