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Von Adelinde-Autor Werner Schümann

Der englische Historiker Prof. Keith Feiling urteilt, daß

die 1918 gegründete Tschechoslowakei ein schwacher Staat

gewesen sei:

  • 7 1/2 Millionen Tschechen beanspruchten die Herrschaft über
  • 3 1/4 Millionen Deutsche,
  • 2 1/4 Millionen Slowaken,
  • mehr als eine halbe Million Ungarn,
  • eine weitere halbe Million Ruthenen und
  • etwas mehr als 80 Tausend Polen.
  • Den Deutschen wurde die Selbstbestimmung verweigert.
  • Das slowakische Argument, daß ihnen ein Staat mit gleicher Nationalität versprochen sei, wurde nicht anerkannt.
  • Und schließlich war die wirtschaftliche Verbundenheit mit Ungarn sehr stark.

Nach dem Tod des weisen ersten Staatspräsidenten Masaryk war von einer Art Schweiz mit einer liberalen Regierung, die Beneš auf der Friedenskonferenz gerühmt hatte, nichts mehr zu hören. Das Land wurde zu einem zentralistischen Staat gemacht und später unter Druck und Streß in Teilen gar zu einem Polizeistaat. (Keith Feiling, The life of Neville Chamberlain, S. 343)

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, daß nach der Abtretung der sudentendeutschen Gebiete an das Reich nun die Slowaken und Ruthenen ihrerseits Rechte einforderten und, als sie nicht gewährt wurden, aus dem Staatsverband ausschieden.

Die führte in Prag zu einer großen Krise, in der Sir Basil Newton, der britische Gesandte in Prag, dem Präsidenten Hácha riet, sich um einen Termin bei Hitler zu bemühen.

Hácha und sein Außenminister Chwalkowsky reisten am 14. September 1939 nach Berlin. Das Ergebnis der Beratungen war ein Protektoratsabkommen. Chwalkowsky erklärte danach:

Das Volk wird uns verfluchen, und doch haben wir seine Existenz gerettet. Wir haben es vor einem entsetzlichen Massaker bewahrt. (Peter H. Nicoll, Englands Krieg gegen Deutschland, S. 66)

Dem britischen Unterhaus berichtete Neville Chamberlain am 15. März 1939 mit den Worten:

Die Besetzung Böhmens durch deutsche Streitkräfte begann heute morgen um sechs Uhr. Die tschechische Regierung hat die Bevölkerung angewiesen, keinen Widerstand zu leisten.

und:

… Die Lage hat sich verändert, seit der slowakische Landtag die Unabhängigkeit der Slowakei erklärte. Mit einer solchen Erklärung machte sich der Staat, dessen Grenzen zu garantieren wir uns anerboten hatten, durch interne Spaltung ein Ende, und die Regierung Seiner Majestät kann sich demgemäß nicht als durch diese Verpflichtung gebunden betrachten. (W. Churchill, Der 2. Weltkrieg, Band 1, S. 416)

Mit dem allseits hoch angesehenen ehemaligen deutschen Außenminister Konstantin von Neurath wurde ein Mann zum Protektor berufen, der den Tschechen sehr wohlgesonnen war.

Der Protektoratsvertrag

ließ den Tschechen weitestgehende Autonomie:

  • Bis auf Außen- und Verteidigungsminister blieb das Kabinett einschließlich Präsident Hácha im Amt.
  • Die Tschechen konnten ihre inneren Verhältnisse eigenverantwortlich regeln.
  • Tschechisch blieb Amtssprache.
  • Die tschechische Krone blieb gesetzliches Zahlungsmittel.
  • Und selbst das Tschechische Heer wurde nicht vollständig demobilisiert. Ein Teil der Armee, vergleichbar dem deutschen Heer nach 1918, blieb bestehen.
  • Schließlich wurde nicht das ganze Protektorat, sondern nur ein eng begrenzter Teil von deutschen Truppen besetzt.
  • Das Protektorat wurde nicht Reichsgebiet.
  • Deutschen Touristen ist im Gegensatz zu amerikanischen Touristen die Einreise nicht erlaubt worden. (Peter H. Nicoll, a. a. O., S. 67)
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