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Vor 30 Jahren in Tromsö

zögerte die Inhaberin eines Textil-Ladens, uns Deutschen was zu verkaufen. Die Erinnerungen an die deutsche Besatzung waren noch zu wach und der Wille, die Deutschen als Kollektiv verantwortlich zu machen und zu bestrafen, allgegenwärtig. Sie konnte dann aber doch nicht umhin, uns ihr Angebot zu unterbreiten, freundlich sogar. – War sie durch die unmittelbare Begegnung mit uns als harmlosen deutschen Einzelpersonen dazu bereit geworden oder mehr durch ihr Gewinnstreben?

Meine Mutter trug ihre schmucke Norweger-Jacke jedenfalls fast täglich viele, viele Jahre lang.

Im Juli 2010 in Stockholm

schlenderte ich abends mit einer Gruppe Deutscher durch die Gassen der Altstadt, um noch ein nettes Lokal zu finden, wo wir den Rest des Abends hätten verbringen können, als wir durch einen plötzlich aufbrausenden Jubel von unserem Vorhaben abkamen.

Vor einem Lokal saß und stand eine Menschenmenge, die durch die weit geöffneten Fenster im Fernseher, der drinnen lief, die WM verfolgte. Auch drinnen war jeder Platz besetzt. Was hatte den Jubel verursacht? Ein Tor der Deutschen gegen Uruguay! Wer hätte das gedacht! Jubel von Menschen aus aller Welt für Deutschland!

Drinnen konnten wir noch die letzten Minuten des Spiels mitverfolgen. Als Uruguay dem deutschen Tor gefährlich wurde, zog die Zuschauermenge angstvoll zischend die Luft durch die Zähne und war erleichtert, daß es nochmal “gutgegangen” war.

3:2 für Deutschland – Glücksgefühle von Nicht-Deutschen in Stockholm!

Stockholm

Stockholm

Zu Hause angekommen, las ich

“Erinnerungsarbeit”

von Margarete Mitscherlich, ein Buch, das sie 1993 geschrieben und noch 2006 für wichtig genug gehalten hatte, in 2. Auflage erneut herauszukommen. Darin, aber schon im Untertitel – “Zur Psychoanalyse der Unfähigkeit zu trauern” -, bezieht sie sich immer wieder auf das mit ihrem Mann, Alexander Mitscherlich, gemeinsam verfaßte und 1967 herausgegebene Buch über “Die Unfähigkeit zu trauern”, die sie nach wie vor dem deutschen Volk bescheinigt.

Margarete Mitscherlichs Vater war Däne, ihre Mutter Deutsche, beide ihrem Herkunftsland gegenüber “nationalbewußt”. Sie selbst scheint es nun berechtigt zu finden,

Titelbild Mitscherlichdaß die Siegermächte sich gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, unter dem Eindruck bestialischer Nazi-Greuel, mit dem Gedanken getragen haben, Deutschland in den Zustand eines Agrarlandes zurückzuversetzen, damit es nie wieder in den Besitz von Macht und Mitteln komme, andere Völker mit Mord und Unterdrückung zu überziehen …

Wenn sie diesen Wunsch nicht so einseitig dem deutschen Volk gegenüber unterstützte, sondern ihn auf alle Staaten ausdehnte, gerade auch auf die “Siegermächte”, die unentwegt weiterhin schamlos andere Völker überfallen und Kriege gegen sie führen, wer wollte dann Margarete Mitscherlich widersprechen? Friedliche Agrarvölker – welch verlockende Vorstellung!

Aber die Einseitigkeit überzeugt so wenig wie die moralisch unhaltbare Zuweisung von Kollektivschuld an das gesamte deutsche Volk.

Was damit erreicht wurde, war, daß das deutsche Volk abwehrarm wurde. Es wagt sich nicht zu wehren gegen unhaltbare Zustände in seinem Land. Und Typen wie Joschka Fischer, als Außenminister der Bundesrepublik Deutschland mit “Dreck am Stecken” aus seiner Vergangenheit handzahm und den “Siegermächten” gehorsam geworden, konnte ohne Gegenwehr das rassistische Ziel verfolgen:

Deutschland muß von außen eingehegt, und innen durch Zustrom heterogenisiert, quasi verdünnt werden. (Quelle: Josef “Joschka” Fischer, Die Welt, 07. Februar 2005, Rezension des Buches von J. Fischer: “Risiko Deutschland”)

Ganz im Sinne der “Siegermächte” und unangefochten, weil anscheinend von der internationalen Herrscher-Clique geschützt, trieb dieser Mann Politik gegen das Volk, das er zu vertreten hatte. Denn, so der Sonderbeauftragte des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt, Wendell Willkie, der mit Stalin über die Koordination der gemeinsamen Kriegführung gegen Deutschland zu verhandeln gehabt hatte:

Als Kriegsziel Nr. 1 hat die “Abschaffung der rassischen Exklusivität” (“abolition of racial exclusivness”) zu gelten. (Quelle: W. L. Willkie: “One World”, Simon & Schuster, New York, 1943, Hinweis in der FAZ vom 14.2.1992)

Theodor Kaufman hatte schon 1941 mit seinem Buch

Germany must perish!

solch rassistisches Ausrottungsdenken kundgetan. So lächerlich die Figur Kaufman auch sein mag, in Joschka Fischers o. a. Ausspruch zeigt sich, wie derartige primitive Machervisionen weiterhin in Hirnen von heute Einflußreichen spuken.

Längst haben die Völker Europas ihren Chauvinismus abgelegt, längst sind Großmut und Völkerfreundschaft an dessen Stelle getreten. Jetzt aber wird es höchste Zeit, sich darauf zu besinnen, die Kulturen zu wahren.

Stockholm Stadthus

Stockholm Stadthus

In den Metropolen Skandinaviens sah ich mit Kopfschütteln, wie die weltweit ausgebreitete Einheitsbauweise, diese gestalt- und seelenlosen Glas-Stahl-Beton-Kästen – frech und rücksichtlos den Menschen vor die Nase gestellt – die Städte und Landschaften verunstalten und gemeinsam mit dem unaufhörlichen Lärm der Straße und der Welteinheits-Pop-und-Rockmusik die Lebensqualität der Menschen zutiefst beeinträchtigen.

Dabei könnten die Skandinavier so stolz sein auf ihre wirklich eigenen, so anziehenden Kulturen.

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Hella
Hella
7 Jahre zuvor

Nur zwei Seiten hat die Welt:

Lumpen und Rechtschaffene.

Überall!

Hella (96)

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