Die Weltmächte treten vor die Kulissen
„Welttag des Migranten und des Flüchtlings“
Papst Franziskus sprach Klartext
Burkhard Jürgens berichtet in den „Katholischen Nachrichten“
vom 22.8.2017, 7:00:
Vatikanstadt (kath.net/KAP) Dieser Thesenkatalog dürfte für viele ein Stein des Anstoßes werden:
Mit ungewöhnlich konkreten Appellen hat sich Papst Franziskus zur Aufnahme von Migranten und Flüchtlingen zu Wort gemeldet.
Darin spricht er sich für
humanitäre Korridore und
Familiennachzug aus, verlangt
Zugang zum Arbeitsmarkt schon für Asylbewerber und
Einbürgerungserleichterungen.
Treffend bemerkt Jürgens:
Brisant in Zeiten des Terrors:
Beim Thema Grenzkontrollen müsse die Sicherheit der Schutzsuchenden Vorrang vor der nationalen Sicherheit haben. …
Wenn wir es nicht täglich erlebten, wir würden es nicht für möglich halten – diese gegen die noch bestehenden Völker gerichtete echt biblisch triefende Art von „Menschenliebe“!
Für Franziskus sind Flüchtlinge ein Kern- und Herzensanliegen,
schreibt Jürgens und fährt fort:
Über die Gläubigen seiner eigenen Kirche hinaus wendet sich der Papst an alle politischen und gesellschaftlichen Akteure.
Daß er für die Leitpunkte des Schreibens auf die
„Grundsätze der Lehre der Kirche“
verweist und sich häufig auf seine Vorgänger von Paul VI. (1963-1978) bis Benedikt XVI. (2005-2013) bezieht, unterstreicht den Anspruch auf Gewicht und Geltung.
Die Forderungen haben es in sich:
mehr Möglichkeiten einer sicheren und legalen Einreise,
Sondervisa für Menschen aus Konfliktgebieten,
ja selbst eine Grundsicherung,
Zugang zu persönlichen Bankkonten und
zum Rentensystem
will der Papst für Migranten.
Auch ein Mensch, der „das Landesgebiet ohne Genehmigung betreten“ habe, behalte seine grundlegende Würde.
Bei allem Interesse an nationaler Sicherheit sei
„die Sicherheit der Personen stets der Sicherheit des Landes voranzustellen“.
… Die „mütterliche Liebe der Kirche“
gelte jedem, „der gezwungen ist, die eigene Heimat auf der Suche nach einer besseren Zukunft zu verlassen“.
Zugleich behält er die Rückkehrperspektive im Blick:
Die Fürsorgepflicht gegenüber Flüchtlingen erstrecke sich auf alle Etappen vom Aufbruch über Reise und Ankunft „bis zur Rückkehr“.
Wichtig sei deshalb, eine Reintegration in den früheren Arbeitsmarkt zu ermöglichen; auch sollten Rückkehrer ihre zwischenzeitlich erworbenen Rentenansprüche mitnehmen können.
Vor allem wirbt Franziskus für bessere Integration. Als geeignete Mittel nennt er
Beschäftigung,
Sprachkurse und
Möglichkeiten aktiver Bürgerschaft, aber auch
Medienangebote in den Herkunftssprachen.
Die interkulturelle Bereicherung,
die der Papst in Flüchtlingen und Migranten sieht, sei ein „langer Prozess“; dieser lasse sich jedoch durch eine leichtere Einbürgerung, besonders für die nachwachsende Generation, beschleunigen.
Mahnend erinnert der Papst abschließend an die
Selbstverpflichtung der Staaten, bis Ende 2018 verbindliche Standards zum Umgang mit Migranten und Flüchtlingen zu verabschieden, die „Global Compacts“.
Die entsprechende Leitlinie für die Kirche stellt Franziskus in einem Bibelzitat seinem Schreiben voran:
„Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst.“
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