Deutschland doch kein Land des Sonderweges
Ins Grübeln geraten könnte, wer heute nochmal die amtliche Bekanntmachung des
Department of State Bulletin vom 20. Dezember 1941 und vom 7. February 1942
der Vereinigten Staaten von Amerika, der einstigen Feindmacht gegen Deutschland und Japan, mit ihrer Tabelle der Kriegserklärungen im September 1939 betrachtet, der
TABLE OF DECLARATIONS OF WAR BEGINNING IN SEPTEMBER, 1939,
hatte er doch bisher eingehämmert bekommen, Deutschland habe etliche Länder Europas überfallen und gleichsam die ganze Welt mit Krieg überzogen. Wir lesen in der amerikanischen Veröffentlichung jedoch das Gegenteil:
Great Britain on Germany ………… Sept. 3, 1939, 11 A.M.
France on Germany …………………. September 3, 1939, 5 P.M.
India on Germany …………………… September 3, 1939
Australia on Germany ……………… September 3, 1939
New Zealand on Germany ……….. September 3, 1939
Union of South Africa on Germany September 6, 1939
Canada on Germany ………………… September 10, 1939
Norway and Germany ……………… No formal declaration of war
Belgium and Germany …………….. No formal declaration of war
Luxembourg and Germany ………. No formal declaration of war
Die zahllosen anderen Kriegserklärungen von Staaten rund um den Erdball während des Zweiten Weltkriegs sollen hier der Übersicht halber unerwähnt bleiben. Bemerkenswert dagegen die Sätze bei Wikipedia, wie wir sie gewohnt sind, die deutsche Alleinschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zu begründen:
Der (deutsche) Überfall auf Polen … begann am 1. September 1939 ohne vorherige Kriegserklärung …
Nach Angaben des Departments of State Bulletin (s.o.) gab es jedoch sehr wohl eine Kriegserklärung, nämlich die Polens an Deutschland von Mitternacht zwischen dem 31.8. und 1.9.1939. Die Wehrmacht wurde erst knapp 6 Stunden später, am 1.9.1939 um 5:45 Uhr, angewiesen „zurückzuschießen“. Kurz darauf bekam Deutschland von 10 (zehn) weiteren Staaten den Krieg erklärt.
Die Lüge von der Alleinkriegsschuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg, eine Wiederaufwärmung der längst widerlegten, aber unentwegt wiederholten Lüge von der Alleinkriegsschuld Deutschlands am Ersten Weltkrieg, ist nicht die einzige Lüge zu Ungunsten Deutschlands, die in jedes Schulbuch aufgenommen und damit jedem deutschen Jugendlichen vorgesetzt zu werden, gelungen ist. Ausgerechnet ein „Linker“, der italienische
Historiker und Marxist Domenico Losurdo
– geboren 1941, Professor an der Universität von Urbino und Vorsitzender der Internationalen Gesellschaft Hegel-Marx für dialektisches Denken -, zeigt eine Reihe anderer Lügen über Deutschland auf in seinem 2010 erschienen Buch
Die Deutschen – Sonderweg eines unverbesserlichen Volkes?
wie z. B.
- Deutschland sei reaktionär und unfähig zu Revolutionen,
- Rassismus sei eine deutsche Erfindung,
- die Begriffe vom Herren- bzw. Untermenschen stammten aus Deutschland,
- die Entwicklung des „Antisemitismus“ habe allein in Deutschland stattgefunden,
Lügen, die den „deutschen Sonderweg“ als „Fluch …, der auf Deutschland laste“, begründen sollen und die Losurdo der Reihe nach widerlegt, wobei er so manche „Siegermacht“ grau und alt aussehen läßt, die sich bisher nicht nur gänzlich schuldlos, sondern selbstgefällig im hochedlen Einsatz gegen das Böse in Deutschland, ja – teils klar ausgesprochen – gegen die von Grund auf bösen Deutschen gesonnt hat.
Zu 1: Deutschland sei reaktionär und unfähig zu Revolutionen:
Deutschland war es, das Gut und Blut gegeben hat für die Revolution gegen das Papsttum, die Reformation Luthers, allein gelassen, ja bekriegt und ausgenutzt von anderen europäischen Machtzentren und ihren Heerscharen. Nach dem dreißigjährigen Krieg war vom deutschen Volk noch ein Zehntel übrig. Damals unvorstellbar, aber dennoch als Wunder geschehen: Es hat sich aus diesem Elend erhoben und ist wieder zu einem großen, bedeutenden Volk in Europa herangewachsen.
Losurdo a. a. O., S. 25:
Im Jahre 1789 kommt der Zyklus von Kämpfen gegen das Ancien Régime zum Abschluß, der auf deutschem Boden mit Luther begonnen hatte. Ebenso wie die französische Revolution ist in Deutschland die Reformation eine große Massenbewegung gewesen, während der Bruch mit Rom in England bloß das Ergebnis einer Initiative von oben darstellt. England ist auch das Land, das die Koalition gegen das revolutionäre Frankreich inspiriert und anführt.
Losurdo führt Marx, Engels, Nietzsche an, die den revolutionären Geist in Deutschland hervorheben:
Nach der fürchterlichen Unterdrückung der Pariser Kommune formuliert Karl MARX die These, wonach sich „der Schwerpunkt der westeuropäischen Arbeiterbewegung von Frankreich nach Deutschland“ verlegt habe (MEW, 33, 5).
Auch ENGELS habe festgestellt, damals habe sich Deutschland
„zum Zentralgebiet der sozialistischen Bewegung“ entwickelt. Und nicht nur aus zahlenmäßigen Gründen und wegen der organisatorischen Effizienz, sondern auch, weil die deutschen Arbeiter einen beispielhaften „theoretischen Sinn“ und revolutionäre Strenge bewiesen (MEW 22, 462 u. MEW 18, 516f).
TROTZKIJ stelle 1909
Rußland, das passiv den asiatischen Despotismus und die asiatische Rückständigkeit erträgt, Deutschland entgegen, das von revolutionären Beben durchlaufen wird, „wo der deutsche Arbeiter sich als aktiver Teilnehmer an der Weltpolitik fühlt und aufmerksam die Ereignisse auf dem Balkan oder die Debatten im Reichstag verfolgt“, in denen die stärkste und am besten organisierte sozialistische Partei Europas und der Welt beständig ihre Stimme hören läßt.
Hier geht es dem Marxisten Losurdo nicht um ein Werturteil, sondern allein um den Nachweis, daß in Deutschland revolutionäre Bestrebungen zum Ziel führten, also „erfolgreich“ waren. So führt er auch den „aufgeklärten“, vom Sozialismus nicht begeisterten NIETZSCHE mit dessen These an, nach der
„der deutsche Sozialist eben deshalb am gefährlichsten sei, weil ihn keine bestimmte Noth treibe“, sondern nur eine Ideologie, und das heißt der von Engels gerühmte „theoretische Sinn“. (Das Werk Nietzsches) Ecce homo geht noch weiter: „Die Deutschen sind canaille“, sie sind das egalitäre Volk schlechthin: „der Deutsche stellt gleich“.
Sehr deutlich kennzeichnet Losurdo die Heuchelei der US-Administration im Ersten Weltkrieg, nach der die Entente den Krieg als Kreuzzug sähe,
der die antidemokratische, militaristische und kriegshetzerische Vendée (März 1793 Ausgangspunkt eines Aufstandes gegen die Französische Revolution), die vor allem Deutschland darstelle, ins Visier nimmt und darauf abzielt, die Demokratie in der Welt zu verbreiten.
So begründen die USA-Administrationen ununterbrochen bis auf den heutigen Tag monoton ihre Angriffskriege und Überfälle auf die von ihnen so genannten „Schurkenstaaten“. Max WEBER habe in einem Vortrag am 23. März 1918 in Heidelberg (Demokratie und Aristokratie im amerikanischen Leben) darüber „ironisiert“, indem er daran erinnerte, daß in den USA
immer noch der Ku Klux Klan und das Lynchen der Schwarzen wütet, … (in) einem Land, das von jenem Regime der white supremacy charakterisiert ist, das, wie wir noch sehen werden, zu einem wesentlichen Bezugspunkt der Naziideologen wird.
Was das zäh am Leben gehaltene Gerücht vom deutschen Militarismus betrifft, läßt Losurdo Madame de STAËL zu Wort kommen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts
von den Deutschen als zu sehr der Poesie und der Philosophie zugeneigt und zu sehr vom Geschmack der „Unparteilichkeit“ erfaßt (spricht), als daß sie „die Angst der Gefahr“ herausfordern und den von den Soldaten geforderten „Mut“ beweisen könnten. In den Jahren der napoleonischen Beherrschung Europas sei in Frankreich und nicht etwa in Deutschland „der Gefallen am Krieg allgemein“ verbreitet.
Und dennoch ist den Deutschen zu ihrer Zeit die Erhebung in den Freiheitskriegen 1812 bis 1815 gegen die napoleonische Unterdrückung gelungen. Diese Erhebung des deutschen Volkes werde gerade von vielen Linken gering geschätzt, stellt Losurdo fest. Jedoch von ENGELS werde
ihr progressiver Charakter … unterstrichen, der den Beginn der „bürgerlichen Revolution“ in Deutschland in den Jahren 1808-1813 ansetzt (MEW, 7, 539), das heißt mit der Durchführung der antifeudalen Reformen im Verlauf des nationalen Befreiungskampfs gegen das vom napoleonischen Frankreich aufgezwungene Regime der Unterdrückung und der Okkupation.
Auch für LENIN bilden
die von der Linken im Allgemeinen als unbedeutend abgetanen Befreiungskriege einen wesentlichen Bezugspunkt …
… Wenn Lenin, nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, die These der Entente zurückweist, nach der ausschließlich das Wilhelminische Deutschland das Gemetzel entfesselt hätte, distanziert er sich praktisch von der Theorie des deutschen Sonderwegs.
Es sind vielmehr die deutschen Sozialdemokraten, die dem russischen Revolutionär vorwerfen, mit seiner Imperialismustheorie die angelsächsische Welt und Deutschland auf die gleiche Ebene zu stellen.
Wir kommen unten auf die Rolle „einer gewissen Linken“ (Losurdo) noch zurück. Doch der Autor fährt fort:
Als Lenin im Jahre 1920 das Vorwort zur französischen und deutschen Ausgabe seiner Abhandlung über den Imperialismus schrieb, sprach er von den „zwei, drei, weltbeherrschenden, bis an die Zähne bewaffneten Räuber (Amerika, England, Japan), die die ganze Welt in ihren Krieg um die Teilung ihrer Beute mit hineinreißen“. Er sprach dort auch von Deutschland, dem in Versailles ein „weitaus bestialischerer und niederträchtigerer“ Frieden diktiert wurde als der, den der deutsche Imperialismus Sowjetrußland in Brest-Litowsk aufgezwungen hatte (LW, 22, 195).
Wie man sieht, nahm damals der große russische Revolutionär einerseits Frankreich und andererseits die angelsächsischen Länder besonders ins Visier, die von der Sozialdemokratie … hingegen verklärt wurden.
Zu 2: Rassismus sei eine deutsche Erfindung
Lange bevor in Deutschland Rassismus zur herrschenden Ideologie wurde, in dem Sinne, daß es einerseits Herren-, andererseits Niederrassen gäbe, verwirklichten die USA einen solchen Rassismus in dem von Weißen eroberten Land gegen die „Eingeborenen“, die alteingesessenen Indianer, und gegen die als Sklaven nach Amerika verschleppten Schwarz-Afrikaner. Beide, die Indianer wie auch die Schwarzen, wurden als Niederrassen verachtet, die zu dezimieren und zu verdrängen bzw. zu versklaven und auszubeuten das „Naturrecht“ der überlegenen weißen Rasse sei.
Losurdo zitiert den Historiker Arnold Joseph THOYNBEE (1889 bis 1975), der darauf hingewiesen habe, daß vor allem
unsere englische Methode der Kolonisation (durch die) totale Vernichtung der vorherigen lokalen Bevölkerung
gekennzeichnet ist. Auch bei seinem eigenen englischen Volk, das den halben Erdball eroberte und die Völker „seiner“ Kolonien vernichtete bzw. versklavte, sieht er ganz klar die vermeintliche „Auserwähltheit“ der englischen Herren in Amerika wüten. So
rotteten die protestantischen englischsprachigen Kolonisten der neuen Welt von der Ost- zur Westküste des Kontinents die nordamerikanischen Indianer wie die Bisons aus.
Während auf dem von den Spaniern eroberten Teil Amerikas noch viele Indianer am Leben blieben, breitete sich die Sklaverei dennoch auch hier aus.
Es muß jedoch festgehalten werden, daß sich in den spanischen Kolonien vor allem die Haussklaverei (ancillary slavery) durchsetzt, während zunächst im englischen Amerika und später in den USA die chattel slaverey vorherrscht, d. h. der Sklave wird hier zur Ware. Dies hat die totale Dehumanisierung und Verdinglichung des Sklaven zur Folge … Mit der Gründung der USA entsteht ein regelrechter Rassenstaat, was heißt, daß das Schicksal seiner Bewohner im Voraus durch ihre Rassenzugehörigkeit entschieden ist.
stellt Losurdo fest. Man fände nur schwerlich,
jedenfalls nicht vor der Einführung der Apartheid in Südafrika und vor dem Dritten Reich, einen so klar festgelegten Rassenstaat … Es ist hinzuzufügen, daß auf dem amerikanischen Kontinent die Vereinigten Staaten eines der letzten Länder gewesen sind, das die Sklaverei abgeschafft hat, und vorher haben sie sich mit einer Politik hervorgetan, die darauf abzielte, Haiti zum Hunger zu verurteilen und zur Kapitulation zu zwingen, das Land, das in der westlichen Hemispäre als erstes die Sklaverei abgeschafft hatte und wo die ehemaligen Sklaven die Macht übernommen hatten. Außerdem führen die USA um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Texas, das sie im Krieg Mexiko entrissen hatten, die Sklaverei wieder ein.
Unglaubliche Ausschreitungen des Regimes der „white supremacy“ haben noch zu Bill Clintons Präsidentschaft stattgefunden, so daß selbst dieser sich gezwungen sah, die Afroamerikaner um Entschuldigung zu bitten, was – wie wir das bis heute täglich erleben – keinesfalls dazu geführt hat, daß die USA aufhören,
an der Entfesselung immer neuer Kriege schuld (zu sein) und immer arroganter die göttliche Mission des angeblich von Gott auserwählten Landes geltend
zu machen, so Losurdo.
Wenn wir mit ihm noch auf das England der Zeit der Eroberung Irlands zurückblicken, so rundet sich das Bild uralter außerdeutscher Überheblichkeit anderen Völkern gegenüber:
Hinzuzufügen ist, daß die Behandlung, die die englischen Eroberer der irischen Bevölkerung vorbehalten, das Modell ist, an das sich die nordamerikanischen Siedler in ihrem Verhältnis zu den Indianern gehalten haben. Die hier angeführte Parallele ist nicht einmal eine ausschließlich angelsächsische Angelegenheit. Auch im liberalen Holland des 17. Jahrhunderts übte eine fest im Sklavenhandel engagierte liberale Elite die Macht aus.
Die Aushungerung des irischen Volkes durch England zeigt, daß die englische Ausrottungspolitik auch vor Weißen nicht Halt machte. Das irische Volk verringerte sich in kurzer Zeit um die Hälfte auf 4,3 Millionen Menschen, auch infolge der massenhaften Auswanderung der Iren, die ihrem Elend entkommen wollten.
Diese Beispiele menschen- und völkerverachtender anglo-amerikanischer Weltpolitik sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Fülle der Völkermordverbrechen nichtdeutscher Nationen. Sie mögen genügen, denn sie werden hier nicht angeführt, um mit dem Finger von den Untaten des eigenen Landes weg auf andere zu zeigen, sondern nur, um die Lüge vom deutschen „Sonderweg“ zu widerlegen.
Zu 3: die Begriffe vom Herren- bzw. Untermenschen stammten aus Deutschland
Von 1914 an werden die Deutschen als Hunnen und Vandalen, als Barbaren schlechthin abgestempelt.
In dieser Wortwahl steckt bereits die Verachtung nicht nur der Deutschen, sondern auch der Völker, mit denen sie verglichen werden. Es entlarvte diejenigen, die bei Kriegsende 1945 über die Deutschen zu Gericht saßen, ihre eigenen Völkermordverbrechen ausblendend. Losurdo zitiert aus einer Rede Winston CHURCHILLs vom April 1941:
Es gibt weniger als 70 Millionen bösartiger Hunnen – einige (some) davon sind zu heilen, andere (… others) umzubringen.
Mit einem entsprechenden Zitat führt Losurdo auch ROOSEVELT an:
Wir müssen hart mit Deutschland umgehen, und ich meine das deutsche Volk, nicht nur die Nazis. Entweder müssen wir das deutsche Volk kastrieren, oder man muß die Deutschen in einer Weise behandeln, daß sie nicht immerzu Leute in die Welt setzen, die so weitermachen wollen wie früher.
Hier zeigt sich die alte anglo-amerikanische Herrenmenschen-Ideologie, die im Volk des befeindeten „Schurkenstaates“ den Untermenschen sieht. Und tatsächlich stammt dieser Begriff des „Under Man“ aus den USA, genauer: vom US-amerikanischen Autor Lothrop Stoddard in dessen 1922 in New York veröffentlichtem Buch „The Menace of the Under Man“. Drei Jahre später erscheint es in München in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Die Drohung des Untermenschen“, berichtet Losurdo. Dem 1913 in München erschienenen Buch von Géza Hoffmann, Die Rassenhygiene in den Vereinigten Staaten von Amerika, entnimmt Losurdo die Thesen:
Die Rassenhygiene erfolge durch die Begünstigung der „Vermehrung der Rassentüchtigsten“ und die Entmutigung von „Minderwertigen“, sich fortzupflanzen, und weiter durch eine genaue „Sichtung der Einwanderer“, wobei nicht nur unerwünschte Individuen, sondern „ganze Rassen“ aussortiert würden … Es gilt das „Verbot der Mischehen“ und der „außerehelichen Vermischung der weißen und schwarzen Rasse“; der Verstoß gegen diese Gesetze wird mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft … „Die Reinheit der Rasse wird fast unbewußt angestrebt und eine Vermischung mit Neger- oder auch asiatischem Blute als Verbrechen, als Schande betrachtet“.
Wohlgemerkt:
Hier ging es nicht um die Erhaltung aller Rassen durch Vermeidung ihrer Vermischung und damit um die Erhaltung der Mannigfaltigkeit, die ein Wesensmerkmal der göttlichen Schöpfung ist, hier ging es um die Zurückdrängung der angeblich „minderwertigen“, „niederen“ Rassen, der „Under Men“.
Sogar das Wort „Endlösung“ taucht lange vor dem Dritten Reich
in den USA an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Büchern (auf), die … eine „endgültige und vollständige Lösung“ (final and complete solution) oder die „ultimative Lösung“ (ultimate solution) des Problems der „inferioren Völker“ und insbesondere der Schwarzen vorschlagen.
So waren auch wir Deutsche in der Feindpropaganda seit Ende des 19. Jahrhunderts „Untermenschen“, ehe dieser unselige Begriff von den Nationalsozialisten übernommen wurde.
Zu 4: die Entwicklung des „Antisemitismus“ habe allein in Deutschland stattgefunden
Längst allgemein bekannt sein dürfte, daß es Antisemitismus in fast allen Ländern der Erde gab und gibt. Weniger bekannt dürfte sein, daß es in Deutschland noch während des Ersten Weltkrieges im Auswärtigen Amt eine jüdische Abteilung gab, in der z. B. auch Nahum Goldmann arbeitete. Auch der Führer der jüdischen antizionistischen Kna’anim Abraham Gurewitz berichtet vom Feldherrn des Ersten Weltkrieges Erich Ludendorff und damit von einem entscheidenden Teil deutscher Führung, von der Obersten Heeresleitung:
Der Herr General Ludendorff war der Mann, der sich im Weltkrieg 1914-1918 in Rußland uns Juden gegenüber nie feindlich gezeigt hat und mehrmals gegen antijüdische Ausschreitungen eingeschritten ist. In Kowno war seinerzeit mit seiner Genehmigung sogar durch den Herrn Feldrabbiner Dr. Rosenack eine Küche eröffnet worden, die während der ganzen Besetzungszeit hindurch täglich viele hundert Portionen an arme Leute unseres Volkes austeilte. Der Herr Feldrabbiner Dr. Rosenack nannte die Küche „Ludendorff-Küche“. Der Herr General Ludendorff hatte das Protektorat bereitwillig übernommen, und bei der Eröffnungsfeier war von allen deutschen Rednern betont worden, daß der Name dieser Küche ein Wahrzeichen des dauernden und tiefgehenden Interesses und Wohlwollens sein solle, das der Herr Protektor für die jüdische Bevölkerung besäße. Dieser Mann ist seiner Einstellung bis zum letzten Augenblick treu geblieben …
Davon unberührt ist Ludendorffs späterer Kampf gegen alle bedeutenden imperialistischen „überstaatlichen Mächte“, so auch gegen den Zionismus. Losurdo macht hier wie so viele Linke keinen Unterschied: Der Kämpfer gegen den imperialistischen Zionismus ist für ihn Antisemit. Er hat offenbar noch nicht mitbekommen, daß bei solcher Definition sehr viele Juden unter die irre Kategorie „Antisemitismus“ fallen, diejenigen, die den Zionismus bekämpfen in klarer Voraussicht, daß der nicht nur alle Völker der Erde, sondern vor allem auch das jüdische Volk bedroht.
Worauf es aber hier und auch in der Betrachtung Losurdos ankommt, ist die Tatsache, daß „Antisemitismus“ bereits weltweit verbreitet war, ehe er von den deutschen Nationalsozialisten aufgenommen wurde:
Später werden prominente Nazibonzen wie Baldur von Schirach und sogar Heinrich Himmler erklären, von Ford (1920 erschien dessen Buch „Der internationale Jude“) inspiriert worden oder von ihm ausgegangen zu sein … „Es (Fords Buch) war für uns Nationalsozialisten die Offenbarung.“
Losurdo fährt fort:
In Bezug auf die Virulenz des Antisemitismus im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts hat ein maßgeblicher israelischer Forscher, Zeev Sternhell, von „französischen Ursprüngen des Faschismus“ geredet. Aber auch diese Vision ist einseitig, selbst wenn sie das Verdienst hat, den Mythos von einem Deutschland infrage zu stellen, das in alle Ewigkeit das Schlimmste der Reaktion darstellt. Es ist korrekter, von internationalen Ursprüngen des Faschismus und des Nazismus zu sprechen.
„Eine gewisse Linke“
Überraschend ist nun im Ergebnis, wie der italienische Marxist Domenico Losurdo den Begriff der Nation und die Einstellung „einer gewissen Linken“ dazu durchleuchtet:
Eine gewisse Linke entdeckt den Begriff „Nation“ nur dann wieder, wenn es sich um die pauschale Verurteilung der Deutschen handelt, und sie entdeckt ihn, indem sie ihn als Synonym für die undifferenzierte und verdammte Masse interpretiert, indem sie ihn so grob interpretiert, wie sie es den anderen vorwirft!
… Ist es aber nicht „rechts“ und jedenfalls „antimarxistisch“, auf die Rolle der nationalen Frage zu pochen und sogar die Fahne der Nation zu schwenken? Nicht wenige in der Linken argumentieren so.
Er zeigt die „Vaterlandslosigkeit“ der international agierenden – in Wahrheit herrschenden – Plutokraten der Vergangenheit auf:
Die Magnaten der Rüstungsindustrie und des Großkapitals treiben nicht nur einen Krieg voran, der für alle katastrophal sein wird, sondern schrecken bei ihrer Jagd auf den maximalen Profit nicht davor zurück, Waffen auch an das zaristische Rußland zu verkaufen, gegen das Deutschland gerade den Krieg vorbereitet.
Und nun spricht er in aller Deutlichkeit aus, was vor allem heute mehr denn je hervorzuheben ist, indem er LIEBKNECHT zitiert:
Wir haben es mit einem „Gebaren, das an Hoch- und Landesverrat mindestens grenzt“, zu tun.
Das paßt nicht nur auf die Geschichte der letzten 200 Jahre, das paßt in erhöhtem Maße auf unsere heutigen europäischen Politiker, die eigentlich gewählt sind, Leben und Wohlstand ihrer Nationen zu schützen, sich aber dem Diktat internationaler geheimer „Elite“-Organisationen wie den „Bilderbergern“, der „Trilateralen Kommission“ und anderen überstaatlichen Geheimbünden beugen und zu deren Marionetten und Komplizen herabwürdigen lassen:
Die dem amerikanischen Imperialismus subalterne Politik, die in Europa von den herrschenden Klassen voran gebracht wird, ist Ausdruck – um erneut Liebknecht zu zitieren – eines „Gebarens, das an Hoch- und Landesverrat mindestens grenzt“.
Doch die „gewisse Linke“ macht sich mitschuldig. Vor ihrem Meinungsdiktat, das deren vordergründiger Betrachtungsweise in Bezug auf nationale Bestrebungen entspringt, wird im heutigen Deutschland allgemein gekuscht und damit diesem Meinungsdiktat ein nicht zu rechtfertigendes Gewicht beigelegt mit schwerwiegenden innen- und außenpolitischen Auswirkungen. So leitet Losurdo sein Kapitel über „Patriotismus versus Chauvinismus“ auch mit der Frage ein:
Läuft aber dieses Insistieren auf der nationalen Frage nicht Gefahr, dem Chauvinismus den Weg zu bereiten? Anders gesagt: Gibt es einen Unterschied zwischen der Verteidigung der nationalen Würde und Unabhängigkeit und einem exaltierten und aggressiven Nationalismus?
Er beantwortet die Frage selbst, indem er sehr klar zwei einander entgegengesetzte Inhalte herausstreicht:
Trotz der oberflächlichen Ähnlichkeiten oder Assonanzen haben wir es hier mit zwei ganz verschiedenen Einstellungen zu tun. Die eine ist universalisierbar, die andere nicht. Die Anerkennung und die Verteidigung der Würde einer Nation sind perfekt kompatibel mit der Anerkennung und der Verteidigung der Würde der anderen Nationen.
Offensichtlich ist dagegen die Kategorie „Herrenvolk“ oder „Herrenrasse“ nicht universalisierbar. Ein Herrenvolk kann es nur dann geben, wenn es auch niedrige, zur Knechtschaft bestimmte Völker gibt. Ähnliche Betrachtungen kann man auch hinsichtlich der Kategorie „auserwähltes Volk“ anstellen, die Bush jr. besonders schätzt, der, ohne zu zögern, das Dogma proklamiert hat: „Unsere Nation ist von Gott auserwählt und hat das Mandat der Geschichte, ein Modell für die Welt zu sein“.
Losurdo zitiert weitere US-Präsidenten, wobei er die Thora-Auslassungen des jüdischen Gottes JHWH in Bezug auf dessen „auserwähltes Volk“ wie auch die gesamte Israel-Lobby unerwähnt läßt:
- CLINTON: Amerika „muß weiterhin die Welt führen“, „unsere Mission ist zeitlos“.
- BUSH jr.: „Ich sehe in Amerika die führende Nation, die einzige mit einer besonderen Rolle in dieser Welt“.
- KISSINGER: „Die Führungsaufgabe in dieser Welt ist den USA und ihren Werten inhärent“.
Ein solcher Nationalismus ist nicht „universalisierbar“, denn seinem Wesen wohnt der Egoismus, die Selbsterhöhung eines bestimmten einzigen Volkes und der Anspruch der Vorherrschaft über andere Völker inne. Dagegen ist die „nationale Würde“ etwas, was jedem Volk zugestanden werden kann und muß. Ein so verstandener Begriff von nationalem Wollen ist „universalisierbar“.
„Eine gewisse Linke“ aber schert beides über einen Kamm, maßt sich an, Deutsche – und nur Deutsche -, die sich zu ihrer Nation bekennen, mit den Methoden des Faschismus – mit Schnüffelei und Denuntiation – vor sich her zu jagen, und wähnt sich dann noch edelmenschlich zivilcouragiert. Solche Leute sehen das Heil für Deutschland im „nationalen Nihilismus“ (Losurdo) und merken nicht, daß sie damit dem deutschen Menschen seine Persönlichkeitsrechte absprechen und den Imperialisten zuarbeiten, denen ihre Vorväter und -mütter einst den Kampf angesagt hatten. „Gewisse linke Intellektuelle“, so Losurdo, geben darin nicht auf:
Um zu beweisen, daß die Kategorie Nation auf politischer Ebene hoffnungslos vergiftet ist, pflegen sie ein Hobby, das bei den Intellektuellen oft großen Anklang findet: Man könnte es das Spiel der Analogien, der Assonanzen bzw. des Gleichklangs nennen … Aber dieses Spiel der Analogien und der Assonanzen verachtet die Mühe der begrifflichen Analyse und der historischen Forschung.
Für eine gewisse Linke ist, wer sich nicht dafür entscheidet, die Nation als einen reaktionären und konfusen Begriff zu brandmarken, bestenfalls von einer recht beunruhigenden ideologischen Verwirrung befallen.
Sehr richtig stellt Losurdo fest, man könne jede Losung in Verruf bringen:
Man denke an die „Demokratie“. Wie hieß in den Vereinigten Staaten die Partei, die sich mehr als alle anderen für die Verteidigung der Sklaverei und danach für das Regime der terroristischen white supremacy eingesetzt hat? Sie hieß „demokratische“ Partei. Sollten wir also „Demokratie“ als Synonym für Sklavensystem und Rassismus betrachten?
In einer Demokratie, die angetreten ist, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Würde des Volkes zu gewährleisten, sollte niemand anderes als das Volk der Souverän sein. Überstaatliche Geheimgesellschaften, die in die Rechte des Souveräns eingreifen, indem sie sich die Führungsschicht des Volkes unterwerfen und zu Landes- und Hochverrat verleiten, sind mit einer wahren Demokratie unvereinbar. Sie gehören enttarnt und aufgelöst.
Jene „gewisse Linke“ in Deutschland mit ihrem nationalen Nihilismus, ihrer vordergründigen Geschichtsbetrachtung und ihrem schludrigen Umgang mit Begriffen wäre gut beraten zu erkennen, daß ihr faschistoider Kampf gegen Deutsche, die sich zu ihrer Nation bekennen, den imperialistischen, völkervernichtenden Bestrebungen der überstaatlichen Geheimmächte mit dem – utopischen – Ziel einer Weltregierung in die Hände arbeitet.
Dem Historiker Prof. Domenico Losurdo sei Dank für seine wertvolle, hilfreiche Analyse. Daß er als Marxist die gigantischen im Namen des Marxismus begangenen Völkermordverbrechen und die Freiheitsberaubung ganzer Völker in seinen Betrachtungen vollständig ausblendet, ist zwar bedauerlich, aber vielleicht auch verständlich. Möglich, daß er auch hierin eines Tages zur vollständigen Objektivität durchbricht.
Mit seinem Buch zum nichtvorhandenen, angeblich deutschen Sonderweg hat er jedenfalls einen entscheidenden Beitrag zur Normalisierung der Anschauungen vor allem in Deutschland beigetragen.