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Es ist ein planmäßiger Krieg
gegen die weiße Rasse –
eine weltweite Verschwörung.
Prof. Dr. Piotr Jaroszynski

Thomas Engelhardt

hat einige der letzten Abschnitte des 2. Weltkrieges an seinem Ende in gewohnter Gründlichkeit aufge-zeichnet. Bei Adelinde kommen sie in mehreren Folgen:

Die letzten Monate des Großen Krieges. Das große Inferno. Der Untergang Deutschlands.

Letzte Kämpfe und Gefechte nach dem 8. Mai 

Die Monate vor dem 8. Mai 1945 sind die schwärzeste Zeit in der deutschen Geschich-te. Die Zeit nach dem großen Befreiungstag aber war es nicht minder. Zusammenbruch, Rechtlosigkeit, Anarchie:

Mit der Kapitulation der Deutschen Wehr-macht und der verbündeten Streitkräfte war das Töten nicht beendet. Zum ersten Mal machte der britische Autor Keith Lowe das Ausmaß der materiellen und moralischen Verwüstungen in der Nachkriegszeit deutlich: die Darstellung eines Europa, das vollkom-men aus den Fugen geraten war.[1]

Keith Lowe beschreibt das Drama der europä-ischen Gewaltgeschichte in den Jahren 1945 bis 1950, in denen ideologische Auseinan-dersetzungen und Neupositionierungen, ethnische Konflikte, regionale Partisanen-kämpfe, lokale Racheakte und Bürgerkriege einander bedingten, sich überlagerten oder auch nur zufällig nebeneinander existierten.

Und Lowe stellt dar, was geschah, aber er nennt auch die Hintergründe und zeigt, wie es so weit kommen konnte. Keith Lowe zeigt, wie brutal der Krieg nach dem Kriegsende 1945 noch weiterging. Und er beschreibt den Abstieg eines ganzen Kontinents in die Anar-chie und Rechtlosigkeit.

Dabei zeigt er die Gewalt-Eruption des Zwei-ten Weltkrieges als ein komplexes Geschehen über die sogenannte Stunde Null hinaus. Lowes Darstellung ermöglicht neue An- und Einsichten:

Die unmittelbare Nachkriegszeit war politisch komplexer, als es uns die heutigen Einflüste-rer weismachen wollen. In „Der wilde Konti-nent“ wird die Anarchie und Rechtlosigkeit des Jahres 1945 und der ersten Nachkriegs-jahre aufgedeckt. Das Buch zeigt, daß der Kontinent damals so aussah wie der Nahe Osten oder die Region Donezk und Lugansk in der Ost-Ukraine heute.

So verheerend die Zeit bis zum 8. Mai für die Soldaten der Deutschen Wehrmacht, der in-ternationalen Waffen-SS und ihrer auslän-dischen Verbündeten aber auch waren – das Leid der Millionen Menschen, die aus ihrer angestammten Heimat in Ostpreußen, in Schlesien, Pommern, dem Sudetenland und Ostbandenburg flüchten mußten, entzieht sich jeder Vorstellung.

Von Oktober 1944 bis Ende 1945 starben etwa 800.000 deutsche Soldaten und etwa 5,5 Mill. deutsche Zivilisten

  • aufgrund der Terror-Bomberangriffe (1 Million Tote),

  • aufgrund des rücksichtslosen Vorge-hens der Invasionsarmeen der Feind-mächte, die keinerlei Rücksicht auf die deutsche Zivilbevölkerung nahmen,

  • aufgrund der Exzesse gegenüber den Flüchtlingen aus den deutschen Ost-gebieten (von den 9 Mill. Ostdeutschen kamen 2,5 Mill. ums Leben),

  • aufgrund der massenhaften Selbsttö-tungen (Suizide) während der Beset-zung des Landes (deutschlandweit ca. 300.000 Selbstmorde zwischen Januar bis Mai 1945),

  • aufgrund der Massenverhaftungen in den Westzonen (600.000) und in der russisch besetzten Zone (800.000 Verhaftungen in der sowjetischen Besatzungszone).

Den heute lebenden Bundesdeutschen ist das unermeßliche und heute unvorstellbare Leid und das Martyrium ihrer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern in der Regel nicht bekannt. Sie wissen nicht, daß ihre Vorfahren eine grausame Zeit erlebten. Die Dramatik der Er-eignisse in den letzten Kriegsmonaten ken-nen sie nicht.

Das Opfergedenken in den drei deutschen Nachfolgestaaten war selektiv und eindi-mensional und ist es bis heute. Mehr noch. Die Österreicher entdeckten nach 1945, daß sie 1938 annektiert worden seien. Deutsche wollten sie, die ebenso zu den Besiegten ge-hörten, nun nicht mehr sein. Sondern auch bemitleidenswerte Opfer.

Die bis 1945 lebendige deutsche Identität und das Bewußtsein, Teil der deutschen Nati-on zu sein, ist dort in den Nachkriegsjahr-zehnten nahezu völlig verloren gegangen.

Im Weststaat BRD folgte man den durch die Umerziehung eingeleiteten Umdeutungen der jüngeren deutschen Geschichte mit den satt-sam bekannten Folgen. Dementprechend wird der Millionen deutschen Toten vor und nach dem großen Befreiungsakt nicht gedacht. Diese sind gleichsam aus dem kollektiven Gedächtnis der neudeutschen Bundesrepubli-kaner getilgt.

Im mitteldeutschen Protektoratsstaat DDR verlief eine vergleichbare und doch völlig andere Entwicklung. Unter sowjetischem Einfluß wurde mehr als vier Jahrzehnte lang die jüngere deutsche Geschichte aus sow-jetrussischer Sicht vermittelt.

Deutsche Soldaten konnten dieser Lesart entsprechend nur Verbrecher oder, abge-schwächt, von einem verbrecherischen System zu Verbrechen verleitete Deutsche gewesen sein.

Und die vom Stalinregime nach Mitteleuropa entsandten Armeen waren dieser Sichtweise gemäß nicht etwa angetreten, Ost- und Mit-teleuropa zu verheeeren und die osteuropä-ischen Völker der sowjetischen Zwangsherr-schaft zu unterwerfen. Nein, die Mordtruppen der Roten Armee und die ihnen nachrücken-den Schergen der sowjetischen Geheimdien-ste kamen, um die Völker von der Naziherr-schaft zu befreien.

Wohl noch nie in der bisherigen Geschichte fand eine derart groteske Verdrehung der geschichtlichen Tatsachen und Ereignisse  statt!

Den Kampfverbänden der sowjetischen Heeresgruppen („Fronten“) folgten nach den Troßtruppen in der zweiten Welle die Ein-heiten der Inneren Truppen des sowjeti-schen NKWD[2], die Sondereinheiten der sowjetischen Staatssicherheit NKGB[3] und die Such- und Verhaftungskommandos des SMERSch[4] in der dritten Welle.

Die sog. Inneren Truppen marschierten in einer Stärke von 49 (!) Divisionen (insgesant etwa 500.000 Mann) in die besetzten Gebiete (aus sowjetischer Sicht in die rückwärtigen Gebiete) Deutschlands ein und setzten in rücksichtsloser Art und Weise das Besat-zungsregime durch.

Ihre Hauptaufgabe war im Verbund mit den örtlichen Militärkommandanturen die Ab-sicherung des militärischen Besatzungsre-gimes und die Auschaltung jedweden mög-lichen Widerstands.

Militärkommandaturen, die NKWD-Komman-dostäbe, die SMERSch-Einheiten und die Sonderstäbe und Einsatzgruppen der sowje-tischen Staatssicherheit unterhielten in den besetzten Gebieten jeweils eigene Haftlager, Sammel- und Transportlager (zwecks Depor-tation der Insassen in die Sowjetunion), sog. Filtrierungslager und Untersuchungshaft-anstalten sowie Folter- und Verhörzentren.

Allein im besetzten Ostpreußen wurden nach der Eroberung der Provinz drei Konzentra-tionslager errichtet.

Den heute lebenden Deutschen in West-deutschland, im Gebiet der früheren DDR und in Österreich ist in der Regel nicht bewußt,  daß ihre Urgroßeltern und Großeltern Helden und Opfer zugleich waren.

Der Kampf, den die Wehrmacht an der Ost-front führte, hat Westeuropa vor der Beset-zung durch die Rote Armee bewahrt und den westlichen Teil des Kontinents vor dem Bol-schewismus gerettet.

Es war ein Blutopfer für das Abendland und ein Beitrag zur Erhaltung der europäischen Kultur.

Wem aber ist das in dieser Klarheit heute noch bewußt? In der Bundesrepublik und im übrigen Europa? Die Nachkriegsdeutschen, die jetzt bereits weggefallene Erlebnisge-neration, war gegenüber den ideologischen Verzerrungen der eigenen Geschichte noch immun. Überwiegend wurde diese abgewehrt.

Aber kollektiv traumatisiert war diese Ge-neration zur Gegendarstellung und Gegen-wehr nicht fähig. Zu groß waren die seeli-schen Verletzungen, zu dramatisch die blutig-barbarischen Erlebnisse, die mit dem berühmten 8. Mai 1945 ja keineswegs beendet waren.

Das 1945 durch Kriegsgewalt, Massaker und Massentod-Erlebnis, Heimatverlust, Lager-haft, Zwangsarbeit[5] und Deportation erlit-tene Trauma ist im kollektiven Bewußtsein der Deutschen tief verankert.

Insgesamt etwa 3 Millionen Deutsche und Auslandsdeutsche (z. B. Siebenbürger Sach-sen, Banater Schwaben, Schwarzmeerdeut-sche usw.), davon 800.000 bis 1 Million Frauen aus den sowjetisch besetzten Ge-bieten Deutschlands, wurden zur Zwangs-arbeit in die Sowjetunion deportiert (Todesrate im GuLag etwa 60 % (sic.).[6]

Die totale Kriegsniederlage, die Besetzung des Vaterlandes durch die ausländischen Truppen, der Verlust der Heimat und die Jahre der alliierten Militärdiktatur[7], die geprägt waren vom Zusammenbruch jed-weder Ordnung, von Ohnmacht, Willkür-herrschaft, Rechtlosigkeit, Raub und Aus-plünderung haben unauslöschliche Spuren bei der Erlebnisgeneration hinterlassen, die zudem gemäß offizieller der Zivilgesellchaft oktroyierter Interpretation Befreiung zu sein hatte.

Im gegebenen Zusammenhang wenig beach-tet und ebenso weithin unbekannt ist die große Zahl der Selbstmorde im Zuge der Be-setzung Deutschlands durch die Feindmäch-te. Insgesamt etwa 300.000 Deutsche wähl-ten in den Monaten zwischen Janurar bis Mai 1945 den Freitod.

Die überlebenden Zeitzeugen wußten und erlebten hautnah, daß sie nicht befreit, son-dern in einem grausam und rücksichtslos geführten Feldzug besiegt worden waren. Dies ist auch keineswegs eine These, ent-spricht vielmehr den Selbstzeugnissen von Vertretern der Feindmächte.

Deutschland und seine Verbündeten mußten besiegt werden. Die „Befreiung“ war nichts weiter als ein Euphemismus, um die eigenen Kriegsverbrechen zu vertuschen und zu ver-schleiern.

Das Ausmaß der Kriegsniederlage vom Mai 1945 und seine Folgen waren für die kol-lektive Psyche der besiegten Deutschen offensichtlich dermaßen verheerend, daß in der Nachkriegszeit Schweigen herschte. 

Deutschland war verheert, mehr als einhun-dert Städte lagen in Trümmern, große Teil der Industrie und Verkehrsanlagen zerstört. Die Auswirkungen des Krieges führten zu einer noch nie da gewesenen Wohnungnot. In die zerbombten und oft schwer zerstörten Städte strömten in den Monaten nach Kriegsende aus der Gefangenschaft entlassene Soldaten, Vertriebene aus den deutschen Ostprovinzen.

Etwa zwanzig Millionen Deutsche hatten 1945 kein Obdach und mußten in beschädigten Häusern oder Not- und Behelfsunterkünften hausen. Mehr als die Hälfte des Wohnungsbe-standes war zerbombt. Unter der sich erge-benden katastrophalen Wohnungsnot litten besonders die massenhaft Ausgebomten und die Flüchtlinge aus dem Osten.

Ebenso heute kaum mehr bekannt ist die Tat-sache, daß sich von den etwa 64 Millionen den Krieg überlebenden Deutschen im Jahr 1945 die Hälfte (!) nicht in der eigenen Hei-matgemeinde oder Heimatstadt aufhielten.

11 Millionen deutsche Soldaten befanden sich bei Kriegsende in Gefangenschaft der Kriegs-sieger[8], 2 ½ Millionen Deutsche harrten noch in den sowjetisch besetzten Ostpro-vinzen aus, etwa acht Millionen Ostdeutsche (Ostpreußen, Ostbrandenburger, Pommern, Schlesier) waren im Glauben, bei Kriegsende in die Heimat zurückkehren zu können, nach Mitteldeutschand geflüchtet.

Hinzu kommen die etwa 9 Millionen aus Westdeutschland in den letzten beiden Kriegsjahren in die sicherer erscheinenden Aufnahmeorte in Mitteldeutschland und Ostdeutschland Evakuierten, überwiegend Frauen und Kinder. Dazu kommen mehrere Millionen Binnenflüchtlinge im besetzten Deutschland.

Die Deutschen im Frühjahr und Frühsommer waren ein Volk der Entwurzelten, der Ent-rechteten, der Herumirrenden. Oberstes Ziel war, den nächsten Tag, die nächste Woche, den kommenden Monat irgendwie zu über-leben.

Diese massiven existentiellen Probleme ver-schärften sich  im Winter 1946/1947 noch einmal. In der „Winterkrise“ 1946, als unge-wöhnlich kaltes Wetter und ein Engpaß in der Kohleförderung zusammentrafen, griffen Hunger und Verzweiflung um sich.

Bis Oktober 1946 mußten fast 14 (vierzehn) Millionen Deutsche aus den abgetrennten Ostgebieten, aus dem Sudetenland und den deutschen Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa in den vier Besatzungszonen untergebracht und zusätzlich zu den Alt-einwohnern versorgt werden (wobei sich die französische Zone dem Flüchtlingsstrom lange verweigerte, so daß dort nur 50.000 Vertriebene eine neue Heimat fanden).

Darüber hinaus gab es mehr als neun Mil-lionen während der Kriegszeit aus den bombengefährdeten Ballungsräumen in Westdeutschland nach Mittel- und Ost-deutschland in (vermeintliche) Sicherheit gebrachte Menschen (überwiegend Frauen und Kinder), bis 1945 offiziell als  Evakuierte bezeichnet, die in den letzten Wochen bei Kriegsende in den Mahlstrom der sowjeti-schen Vernichtungsorgie gerieten und sich nach Kriegsende zum Teil in ihre (sehr oft zerstörten) Heimatorte durchschlugen.

Millionen Menschen hatten darüber hinaus in der unmittelbaren Nachkriegszeit über eine lange Zeit keinen Zugang zu Trinkwasser, keinen Brennstoff, kein Gas, keine Elektrizität zur Verfügung.

Der strenge Winter 1946/1947 wurde so zur Katastrophe: Ernährung, Energieversorgung und Verkehr – drei ohnehin voneinander ab-hängige, aber auch jeweils für sich allein genommen lebenswichtige Größen – brachen vollständig zusammen.[9]

Die Säuglings- und Kindersterblichkeit stieg massiv an und war in den Westzonen aber erheblich größer als in der SBZ.[10] 1947 lag die Säuglingssterblichkeit doppelt so hoch wie 1939; Krankheiten wie Rachitis und Tu-berkulose grassierten in allen vier Besat-zungszonen.

In einigen Regionen des besetzten Deutsch-land schnellte die Säuglingssterblichkeit auf  65 bis 90 %. Im ebenfalls besetzten Öster-reich[11] starben von 1000 Neugeborenen 1946 im ersten Lebensjahr 160 (heute sind es fünf).

Für die unmittelbare Nachkriegszeit galt für die österreichischen Deutschen „Mitgehan-gen-mitgefangen“.

Im Kältewinter 1946/47 waren 70 % der Kin-der deutschlandweit unterernährt. Bei 20 % aller Todesfälle waren Infektionskrankheiten die Ursache, meist TBC oder Gehirnhautent-zündung.

Fortsetzung folgt

_____________

Anmerkungen

[1]Keith Lowe: Der wilde Kontinent. Euroa in den Jahren der Anarchie 1943-1950. Stuttgart: Klett-Cotta, 2014.

[2]NKWD = Abkürzung für das Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten (Narodny Kommissariat Wnutrennich Del) der Sowjetunion, in das auch der sowjetische Geheimdienst eingegliedert war.

[3]NKGB = Volkskommissariat für Staatssicherheit (bis 1941 GUGB, russisch für: Hauptverwaltung für Staatssicher-heit), ab 15. März 1946 MGB (= Ministerium für Staatssicherheit).

[4]SMERSch, 1943 in Vorbereitung auf die Invasion in Deutschland von Stalin gegründeter milit. Geheimdienst mit der Aufgabe, „Verräter, Spione und kriminelle Elemente“ dingfest zu machen und zu vernichten. Die SMERSch war eine der brutalsten Terrororganisationen des stalinfaschistischen Gewaltregimes.

[5]Noch 1948 waren 3,4 Millionen Deutsche in Zwangsarbeitslager der Kriegssieger, die heute „Befreier“ genannt werden müssen, gefangen!!!

[6]Vgl. Freya Klier: Verschleppt ans Ende der Welt: Schicksale deutscher Frauen in sowjetischen Arbeitslagern.   ( 5. Aufl.). – München: Ullstein, 2000. Daniela Hendel: Die Deportationen deutscher Frauen und Mädchen in der Sowjetunion 1944/1945. Berlin 2008 (hrsg. vom Bund der Stalinistisch Verfolgten Fördervein e. V.).

[7]Den alliierten Militärdiktaturen fielen in der SBZ 600.000 Deutsche, in den Westzonen 800.000 Deutsche zum Opfer. Qu.: Autorenkollektiv: Großdeutschland am Galgen. o. O. u. o. J. [ca. 2005] (im Bestand Deutschland-Erbe. Steiner Archiv Zeitgeschichte/Publizistische Archive, 31241 Ilsede).

[8]Davon etwa 7,7 Millionen Gefangene im Gewahrsam der westlichen Mächte, gehalten, etwa 3,3 Millionen in sowj. Gefangenschaft.

[9]Infolge der US-amerikanischen und britischen Bombardements in der letzten Phase des Krieges wurde das deutsche Verkehrs- und Transportsystem planmäßig und gründlich zerstört. Die industriellen Anlagen hatten dagegen den Bombenkrieg insgesamt besser überstanden. Die Eisenbahn, die den weitaus überwiegenden Anteil an den Verkehrs- und Transportleistungen aufzubringen hatte, verfügte 1945/!)$& zwar noch über 22.800 Lokomotiven (gegenüber 23.500 im gesamten Reichsgebiet im Jahre 1939), von denen aber nur weniger als die Hälfte in betriebsfähigem Zustand waren. Die wichtigsten Strecken, Tunnel und Brücken waren jedoch zerstört oder beschädigt. In der britischen Zone waren im Mai 1945 von rund 13.000 Streckenkilometern nur 1.000 befahrbar, in der französischen Zone von 5.667 Kilometern nur 500. Die zerstörten Strecken konnten zwar ziemlich schnell wieder instand gesetzt werden, das rollende Material befand sich jedoch zum großen Teil in sehr mangelhaftem Zustand. Hinzu kam, dass die Reparaturbetriebe der Reichsbahn ungünstig verteilt waren (sie lagen überwiegend in der amerikanischen und britischen Zone) und an Materialmangel litten. Im Winter 1946/47, als die Binnenwasserstraßen wegen des Frostes vollständig ausfielen, wurde die Transportkrise vorübergehend zum schlimmsten Engpass der deutschen Wirtschaft überhaupt.

[10]Die allgemeine Kindersterblichkeit lag bis 1946/1947 in der SBZ jedoch höher als in den Westzonen. Während in den Westzonen  1946 rund 97 Kinder je 1.000 Lebendgeborene das erste Lebensjahr nicht erreichten, lag dieser Wert im Osten Deutschlands (SBZ) bei über 130 Säuglingen.

[11]Österreich und ebenso Wien, die nach Berlin zweitgrößte Stadt des bis 1945 bestehenden Großdeutschland, war wie das deutsche Restgebiet in vier Besatzungszonen aufgeteilt.

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1 Monat zuvor

Das sollte man sich heute vor Augen führen, wo viele skrupellose Politiker (die vermutlich einen sicheren Platz in einem Bunker und sowas nie unmittelbar erlebt haben) einen neuen großen Krieg heraufbeschwören.

Dr. Gunther Kümel.
Dr. Gunther Kümel.
1 Monat zuvor

Eine „Formalität“, jedoch von größter Wichtigkeit und fortzeugender Wirkung:

Die Alliierten haben den Deutschen nicht etwa „die Demokratie gebracht“! Sie lösten das autoritäre politische System in Deutschland durch eine brutale MILITÄRDIKTATUR ab. Am 5. Juni 1945 verhängten die Alliierten eine absolute Diktatur über die Deutschen, in der die Machthaber in absoluter Willkür über die nun rechtlosen Deutschen herrschte. Erster Diktator war der Deutschenhasser Eisenhower, der (u.a.) persönlich
(„No shelter!“) für das Vernichtungsregime in den Gefangenenlagern verantwortlich war.

Erst 1949 wurde das absolute Willkürregime wenigstens kodifiziert, obwohl alles weiterging, wie es die Alliierten befahlen. Zum Beispiel ging die Deindustrialisierung („DEMONTAGE“) bis 1951 weiter. Sie wurde nur infolge des entschlossenen Widerstandes der deutschen Arbeiter eingestellt.

Erst 1955 wurde das „Besatzungsstatut“ in den „Überleitungsvertrag“ umgewandelt, der in weiten Teilen nach 1990 „völlig freiwillig“ in BRD-Recht übernommen wurde, und somit weiterhin gültig ist!!!

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