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Erzähl mir keine Märchen,

sagt man, wenn man von jemandem nicht belogen werden will. Welche Verkennung der Wahr- und Weisheiten, die in den alt-überlieferten Märchen enthalten sind! Zwar sind sie eingewebt in zumeist phantasievoller, der naturgesetzlich geordneten Wirklichkeit der Erscheinungswelt nicht entsprechender Weise. Aber die Märchen wollen etwas ganz anderes: Sie übermitteln Weisheit über das Wesen der Dinge in Bildern. Herder bemerkt:

Keine andere Dichtung versteht dem menschlichen Herzen so feine Dinge zu sagen wie das Märchen.

Urgroßmutter und Kind lauschen der Märchenerzählerin

Urgroßmutter und Kind lauschen der Märchenerzählerin Roswitha Leonhard-Gundel

  • Der Phantasiewelt der Kinder kommen sie in ihrer Farbigkeit und zauberhaften Überwindung mannigfacher Hürden entgegen, die im normalen Leben unüberwindbar gewesen wären.
  • Erwachsene dagegen können die Weisheiten entdecken, die die Märchen darbringen wollen.

Nach dem 2. Weltkrieg hörten „die“ Deutschen nicht nur auf, ihre Volkslieder zu singen, sich ihrer jahrtausendjährigen Geschichte bewußt zu bleiben, sie ließen auch die Märchen verstummen.

Inzwischen werden die Volkslieder wieder hervorgeholt, wird die Schönheit und Innigkeit, die in ihrer Schlichtheit liegt, wiederentdeckt, ja, die hervorragendsten Sänger und Sängerinnen haben vor kurzem gemeinsam mit besten Instrumentalisten eine Scheibe (CD) herausgebracht (mehr), auf der sie die altüberlieferten Volkslieder in schönster Weise erklingen lassen. Roswithas Faltblatt

Und genau so ist eine Märchen-Bewegung erwacht. Wohin man sieht und hört, werden Märchen erzählt. Märchenerzählerinnen und -erzähler laden zu Märchenveranstaltungen ein oder werden von anderen Veranstaltern angeworben, Märchen zu erzählen.

Es gibt Schulen wie z. B. das Märchenzentrum „Dornrosen e. V.“ in Nürnberg, die das rechte Märchenerzählen lehren und Anregungen geben, Märchenveranstaltungen zu gestalten und für sie zu werben. Was sie nicht vermitteln können, ist der Einfallsreichtum, mit dem die Märchenerzähler ihre Zuhörer je nach deren Alter miteinbeziehen, das Märchen durch eigene Handlungen dem Gedächtnis einprägen, und es ist die Vortragsweise, für die man Begabung mitbringen muß. In der Gestaltung unterscheiden sich die Märchenveranstaltungen so sehr, wie eben Menschen sich voneinander unterscheiden.

Besonders oft erzählen die Märchen vom Spinnen, Weben und Nähen.

Beim Spinnen geht es darum, aus Haufen von ungestalteten Naturgegebenheiten wie Baumwolle, Schafwolle, Flachs einen Faden zu erzeugen. Das ist eine Tätigkeit, die im Deutschen in großer Breite in Redensarten sinnbildlich verwendet wird:

  • den Faden weiterspinnen
  • den Faden verlieren
  • seine Fäden aussenden
  • Keinen guten Faden an jemand lassen.
  • Keinen guten Faden miteinander spinnen.
  • Keinen trockenen Faden mehr am Leibe haben.
  • sich verhaspeln

Das Spinnen war früher eine Stillbeschäftigung, die viel Geschick, große Geduld und Ausdauer erforderte, bei der man seinen Gedanken freien Lauf lassen konnte. Man konnte dabei aber auch an der Gemeinschaft der Menschen teilnehmen, ja beim Spinnen Gemeinschaft überhaupt erst herstellen und nebenher singen und Geschichten erzählen. Die Märchen erzählen allerdings weniger oft von gemeinsamem Spinnen als vielmehr von einsamen, im Abseits Spinnenden:

wunderliche alte Weiber, schöne Feen, kleine Männlein mit geheimnisvollen Namen,

wie die Märchenerzählerin Cora Büsch in der Zeitschrift Märchenforum/Herbst 2003 hervorhebt. Sie lenkt die Aufmerksamkeit auch auf die Dreiheit, in der Spinnerinnen auftreten:

In manchen Märchen treten die drei Weiber ohne Spindel auf, als Schicksalsfrauen, die dem neugeborenen Kind ihre Weis-Sagung fürs Leben mitgeben. Belauscht sie einer und will das Schicksal eigenmächtig (eigenützig) ändern, so wird er keinen Erfolg haben. Denn einmal angefangen, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Drei Schicksalsspinnerinnen – im Mythos finden wir sie wieder als dreifache Göttin: die jungfräuliche weiß, die mütterliche rot, die alte schwarz.

    Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz

(Holzkohle könnte es auch heißen). Nicht nur bei „Schneewittchen“ erscheinen die Farben der Göttin; bis in unsere Zeit kennen wir sie bei Geburt (Taufkleid), Hochzeit (rote Rosen als Blumen der Liebe) und Totenfeier (schwarze Kleidung).

Sie waren auch die Farben der alten deutschen Fahne. Cora fährt fort:

Die dreifache Göttin schenkt das Leben, erhält es und nimmt es wieder; sie ist die große Mutter Natur. Bei den Germanen die drei Nornen, bei den Griechen die Moiren: die erste spinnt den Lebensfaden, die zweite mißt ihn zu, die dritte schneidet ihn ab.

Doch das Spinnen ergibt nur einen Sinn, wenn der Faden weiterverarbeitet wird: viele zueinander geordnete Fäden ergeben ein Gewebe. Um das herzustellen braucht man einen Webstuhl mit einem Weberschiffchen. Und wieder bemächtigen sich Volks- und Dichtermund der Sinnbilder:

  • Nach Strich und Faden …
  • Einen Webfehler haben …
  • … das Geweb der Arglist … (Schiller)

Im 10. Band des Damen Conversations Lexikon des Jahres 1838 lesen wir auf Seite 396-397:

Die Kunst zu weben … war den ältesten Völkern schon nicht unbekannt; ihre Entstehung verliert sich in die Mythen der Vorzeit, und fast immer waren es Frauen, denen man diese Erfindung zuschrieb. Narma, Lamech’s Tochter, galt bei den Juden, Isis bei den Ägyptern, Athene bei den Griechen und Pamphilia auf der Insel Kos als Erfinderin des Webens. Eine der geschicktesten Weberinnen des alten Griechenlands war Arachne …, die selbst mit Pallas um den Preis rang und dafür in eine Spinne verwandelt wurde.

Arachne ist zum wissenschaftlichen Namen geworden: Spinnentiere = Arachnida. Durch das Weben entstehen Tuche:

  • Wandbehänge
  • Teppiche
  • Umhänge
  • Decken

Doch um Kleidungsstücke aus Tuchen herzustellen, bedarf es der Schere und der Nadel. Auch der Nadel hat sich der Volksmund angenommen:

  • Das wurde mit der heißen Nadel genäht.
  • Bei jemanden noch etwas auf der heißen Nadel haben.

Und auch die Schere wird zum Sinnbild:

  • Die Schere zwischen Arm und Reich …

Die Schere zerschneidet das Tuch, die Nadel setzt die Stücke in anderer Weise zusammen. Das Handwerk, das sich damit befaßt, ist merkwürdigerweise nach der Schere benannt: Schneiderei. Das weniger angesehene – wohl weil von ungelernten Frauen ausgeführt – ist die nach der Nadel benannte Näherei. Cora Büsch bemerkt a. a. O.:

Spindel, Weberschiffchen und Nadel führen uns von der Linie (des Fadens) über die Fläche (des Gewebes) zum Raum.

  • Faden – Tuch – Kleid
  • Gespinst – Gewebe – Hülle

Sie geht den spannenden Wortverwandtschaften nach:

  • Spindel – Spinne – Gespinst – Gespenst
  • Weben – Wabe – Weib – Gewebe
  • Nadel – nähen – Naht – Nähe

Ja, Cora entdeckt im Spinnen-Weben-Nähen wieder die Dreiheit vom

Entstehen – Werden – Vergehen und Neu Werden

und meint:

keine Angst vor der Vergänglichkeit: zwar wird das Gewebe (teilweise) zerstört, der Faden abgeschnitten, aber nur so kann unser Hochzeitskleid genäht werden.

Noch ganz andere Gesichtspunkte bringt das Märchen der Brüder Grimm:

Spindel, Weberschiffchen und Nadel

Hierin sucht ein Königssohn die Ärmste und zugleich Reichste, um sie als seine Frau heimzuführen. Er findet die Reichste. Die sitzt

  1. in vollem Putz und
  2. vor der Tür.

In diesen beiden Gegebenheiten liegen zwei gewichtige Lebensweisheiten:

  1. Der Reichsten ist schon alles mitgegeben. Sie hat es nicht selbst erworben. Das kann man auf Sachwerte beziehen; das kann man aber auch auf Lebenserfahrungen beziehen, die andere, Vorfahren, gemacht haben und die nun dem jungen Menschen aufgenötigt werden, ehe er sie selbst machen kann. Da besteht die Gefahr, daß die Seele bei allem „Bildungs“-Reichtum darbt, die eigene Ärmlichkeit jedoch nicht wahrnimmt, kann sie doch so beeindruckend großmundig aus Büchern zitieren.
  2. Daher sitzt die Reichste außen, im Äußerlichen, schöpft nicht selbst-tätig aus dem eigenen Inneren.

Der Königssohn findet aber auch die Ärmste. Und sie ist zugleich die Reichste:

  1. Sie ist innen an der Arbeit, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen.
  2. Ihr ist das Werkzeug von der alten Spinnerin übergeben worden, die sie an Kindesstatt angenommen hatte. Die Alte starb, als das Mädchen mit 15 Jahren an der Schwelle zum Erwachsenen-Sein stand. Sie zog sich also zurück, als das Mädchen fähig geworden war, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. In diesem Bild erkennen wir auch wieder die drei-eine Große Mutter: die Junge – die mit der Hochzeit mit dem Königssohn zur Blüte Gelangte – die Alte.

Das Märchen – hier zur Gänze wiedergegeben – lautet:

Spindel, Weberschiffchen und Nadel

Es war einmal ein Mädchen, dem starb Vater und Mutter, als es noch ein kleines Kind war. Am Ende des Dorfes wohnte in einem Häuschen ganz allein seine Pate, die sich von Spinnen, Weben und Nähen ernährte.

Die Alte nahm das verlassene Kind zu sich, hielt es zur Arbeit an und erzog es in aller Frömmigkeit. Als das Mädchen fünfzehn Jahre alt war, erkrankte sie, rief das Kind an ihr Bett und sagte:

Liebe Tochter, ich fühle, daß mein Ende herannaht, ich hinterlasse dir das Häuschen, darin bist du vor Wind und Wetter geschützt, dazu Spindel, Weberschiffchen und Nadel, damit kannst du dir dein Brot verdienen.

Sie legte noch die Hände auf seinen Kopf, segnete es und sprach:

Behalt nur Gott in dem Herzen, so wird dir’s wohl gehen.

Darauf schloß sie die Augen, und als sie zur Erde bestattet wurde, ging das Mädchen bitterlich weinend hinter dem Sarg und erwies ihr die letzte Ehre.

Das Mädchen lebte nun in dem kleinen Haus ganz allein, war fleißig, spann, webte und nähte, und auf allem, was es tat, ruhte der Segen der guten Alten.

Es war, als ob sich der Flachs in der Kammer von selbst mehrte, und wenn sie ein Stück Tuch oder einen Teppich gewebt oder ein Hemd genät hatte, so fand sich gleich ein Käufer, der es reichlich bezahlte, so daß sie keine Not empfand und andern noch etwas mitteilen konnte.

Um diese Zeit zog der Sohn des Königs im Land umher und wollte sich eine Braut suchen. Eine arme sollte er nicht wählen und eine reiche wollte er nicht. Da sprach er:

Die soll meine Frau werden, die zugleich die ärmste und die reichste ist.

Als er in das Dorf kam, wo das Mädchen lebte, fragte er, wie er überall tat, wer in dem Ort die reichste und die ärmste wäre. Sie nannten ihm die reichste zuerst: die ärmste, sagten sie, wäre das Mädchen, das in dem kleinen Haus ganz am Ende wohnte.

Die Reiche saß vor der Haustür in vollem Putz, und als der Königssohn sich näherte, stand sie auf, ging ihm entgegen und neigte sich vor ihm. Er sah sie an, sprach kein Wort und ritt weiter.

Als er zu dem Haus der Armen kam, stand das Mädchen nicht an der Türe, sondern saß in seinem Stübchen. Er hielt das Pferd an und sah durch das Fenster, durch das sie helle Sonne schien, das Mädchen an dem Spinnrad sitzen und emsig spinnen.

Es blickte auf, und als es bemerkte, daß der Königssohn hereinschaute, ward es über und über rot, schlug die Augen nieder und spann weiter; ob der Faden diesmal ganz gleich war, weiß ich nicht, aber es spann so lange, bis der Königssohn wieder weggeritten war.

Dann trat es ans Fenster, öffnete es und sagte:

Es ist so heiß in der Stube.

Aber es blickte ihm nach, solange es noch die weißen Federn an seinem Hut erkennen konnte.

Das Mädchen setzte sich wieder in seine Stube zur Arbeit und spann weiter. Da kam ihm ein Spruch in den Sinn, den die Alte manchesmal gesagt hatte, wenn es bei der Arbeit saß, und es sang so vor sich hin:

Spindel, Spindel, geh du aus, bring den Freier in mein Haus.

Was geschah? Die Spindel sprang ihm augenblicklich aus der Hand und zur Türe hinaus; und als es vor Verwunderung aufstand und ihr nachblickte, so sah es, daß sie lustig in das Feld hineintanzte und einen glänzenden goldenen Faden hinter sich herzog.

Nicht lange, so war sie ihm aus den Augen entschwunden. Das Mädchen, da es keine Spindel mehr hatte, nahm das Weberschiffchen in die Hand, setzte sich an den Webstuhl und fing an zu weben.

Die Spindel aber tanzte immer weiter, und eben als der Faden zu Ende war, hatte sie den Königssohn erreicht.

Was sehe ich?

rief er,

die Spindel will mir wohl den Weg zeigen?

drehte sein Pferd um und ritt an dem goldenen Faden zurück. Das Mädchen aber saß an seiner Arbeit und sang

Schiffchen, Schiffchen, webe fein, führ den Freier mir herein.

Alsbald sprang ihr das Schiffchen aus der Hand und sprang zur Türe hinaus. Vor der Türschwelle aber fing es an, einen Teppich zu weben, schöner, als man je einen gesehen hat. Auf beiden Seiten blühten Rosen und Lilien, und in der Mitte auf goldenem Grund stiegen grüne Ranken herauf, darin sprangen Hasen und Kaninchen; Hirsche und Rehe streckten die Köpfe dazwischen; oben in den Zweigen saßen bunte Vögel; es fehlte nichts, als daß sie gesungen hätten. Das Schiffchen sprang hin und her, und es war, als wüchse alles von selber.

Weil das Schiffchen fortgelaufen war, hatte sich das Mädchen zum Nähen hingesetzt: Es hielt die Nadel in der Hand und sang

Nadel, Nadel, spitz und fein, Mach das Haus dem Freier rein.

Da sprang ihr die Nadel aus den Fingern und flog in der Stube hin und her, so schnell wie der Blitz. Es war nicht anders, als wenn unsichtbare Geister arbeiteten, alsbald überzogen sich Tisch und Bänke mit grünem Tuch, die Stühle mit Sammet, und an den Fenstern hingen seidene Vorhänge herab. Kaum hatte die Nadel den letzten Stich getan, so sah das Mädchen schon durch das Fenster die weißen Federn von dem Hut des Königssohns, den die Spindel an dem goldenen Faden herbeigeholt hatte.

Er stieg ab, schritt über den Teppich in das Haus herein, und als er in die Stube trat, stand das Mädchen da in seinem ärmlichen Kleid, aber es glühte darin wie eine Rose im Busch.

Du bist die Ärmste und auch die Reichste,

Märchenstunde bei Roswitha Leonhard-Gundel

Märchenstunde bei Roswitha Leonhard-Gundel

sprach er zu ihr,

komm mit mir, du sollst meine Braut sein.

Sie schwieg, aber sie reichte ihm die Hand. Da gab er ihr einen Kuß, führte sie hinaus, hob sie auf sein Pferd und brachte sie in das königliche Schloß, wo die Hochzeit mit großer Freude gefeiert ward.

Spindel, Weberschiffchen und Nadel wurden in der Schatzkammer verwahrt und in großen Ehren gehalten.

Zurecht, wie wir sahen, und vielleicht entdeckt Ihr ja noch weitere Weisheiten in diesem Märchen.

Viel Freude dabei!

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Mithus
Mithus
13 Jahre zuvor

Die weibliche Dreiheit ist ja nun wahrlich kein Einzelphänomen philosophisch-religiöser (vergl. “Göttin”) Betrachtung. Wir finden dies bereits bei dem fernöstlichen Buddhismus und Hinduismus. Beim Dalai Lama lese ich z.B. in seinem Buch “Das Herz aller Religionen ist eins” (dort S. 127 f): “Wenn man sich die Mühe geben wollte, Parallelen zwischen dem Buddhismus und der Vorstellung von der Dreifaltigkeit [Trinität] zu ziehen, käme einem wohl als erstes die Vorstellung von den drei Kayas in den Sinn, der Lehre von den drei Verkörperungen des Buddha: Dharmakaya, Sabhogakaya und Nirmanakaya.”
[Klammerergänzung von mir].
Der ev. Dekan Martin Pfisterer, von dem ich diesen Hinweis bekam, geht davon aus, dass der Ursprung des christlichen Trinitätsdogmas aus den fernöstlichen “Schriften” kam, von denen der Ap. Paulus in 1. Kor. 15, Vers 3-9 schreibt (Bitte nachlesen). “Die Quellenkritik zeigt nun auf, dass [die von Paulus angesprochenen] “Schriften” buddhistische Schriften sind. [Klammereinfügung von mir]. Sowohl Kefas (Kephas) als auch Jacobus gehen auf Kasyapas zurück. Und hinter den 500 Brüdern verbergen sich die 500 Mönche, die die Augenzeugen waren, als bei der Feuerbestattung Tathagatats (=Buddha) der Rauch zum Himmel emporstieg” (Christian Lindtner in “Geheimisse um Jesus Christus, S. 155). Auch im Hinduismus wird Krishna als gesamtheitliche Verkörperung des Göttlichen interpretiert, also als eine Mehrheit.
Um nicht mißverstanden zu werden: ich habe nichts gegen den Hinweis auf die “weibliche” Dreifaltigkeit, aber es hätte der Hinweis kommen können, dass wir Derartiges auch schon woanders gefunden haben. Die im Märchen erzählte und entdeckte Dreifaltigkeit ist aber auch keine isolierte, weibliche Entdeckung in weltanschaulicher Sicht. So liest sich das aber bei Adelinde zumindest in missverständlicher Tendenz.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass es sich nur um Bilder handelt, die wir uns aus gutem Grund von Gott und/oder Göttin nach dem 2. Gebot nicht machen sollten. Philosophisch läßt sich “Göttin” oder “Gott” –
als was auch immer – nicht beschreiben, es bleibt immer das Unbeschreibliche, das Numinose.
Um den Drei-Einig-keitsgedanken in der christlichen Theologie redlich an die Frau/den Mann zu bringen, können wir allenfalls sagen, dass sowohl Gott/Göttin, der Mensch und Prophet Jesu und der von beiden ausgehende Geist in einem Punklte einig sind: in der Agabe, der allumfassenden Liebe. Sie umgibt alle Drei wie ein Gürtel und schenkt den inneren Zusammenhalt des All-eins-Seins.

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